Momentan scheint das Heiraten wieder angesagt zu sein - in meinem Bekanntenkreis jedenfalls. Fast wöchentlich kommen Einladungen.

Briefe zu schreiben, ist zwar aus der Mode gekommen, aber wenn es um Einladungen für die Hochzeit geht, wird auf edlem Büttenpapier geladen. Dabei ist man doch als Hochzeitsgast nichts weiter als ein stummer Statist im Traum der Braut. Auch der Bräutigam verleugnet sich bei der eigenen Hochzeit bis zur Selbstaufgabe, um es seinen Eltern recht zu machen. Lächelnd steht der ruppige Hardrock-Freak im Frack vor dem Kirchenportal und versucht angestrengt, bei der Verwandtschaft der Braut einen guten Eindruck zu machen. Zum Ehrentag wünschen sich die meisten Paare von ganzem Herzen eine finanzielle Unterstützung. Angedeutet wird so etwas natürlich nur höflich: "Wir sparen übrigens auf eine Marken-Küche", heißt es dann fast verschämt. Warum wird überhaupt geheiratet? Das Hauptargument: "Wir sind jetzt schon so lange zusammen, da können wir auch...", dicht gefolgt von "Wir wollen einfach langsam Ernst machen". Auch steuerliche Vergünstigungen wurden genannt - der Grund "Liebe" aber nur in einem Fall.