Zwar ist auf der B 206 noch viel Ernteverkehr unterwegs. “Ist die Ernte erst vorbei, wird es noch ruhiger“, sagt Bürgermeister Krause.

Strukdorf. "Endlich wieder Ruhe auf der Terrasse - ohne das ständige Gebrumme von der Bundesstraße!" So wie Bärbel (49) und Wilfried Berndt (53) aus der oberen Dorfstraße ergeht es vielen Strukdorfern: Für sie ist die neue A 20 ein wahrer Segen. "An jenem Dienstagmorgen wurde die Autobahn freigegeben, und schon abends konnte man endlich wieder ohne Lärm auf der Terrasse Kaffee trinken", erinnert sich Wilfried Berndt an die Eröffnungswoche. Die neue Autobahn wird stark genutzt, geht in einer Berg- und Talführung an Strukdorf vorbei, liegt bis zu 150 Metern weiter entfernt als die alte Bundesstraße und ist zudem noch durch einen Lärmschutzwall abgeschirmt. So hört man die neue Autobahn in den Gärten und Vorgärten kaum - die nahe Bundesstraße hingegen wird von Lkw- und Pkw-Fahrern kaum noch genutzt "Zurzeit herrscht auf der alten B 206 noch viel innerörtlicher Ernteverkehr. Ist die Ernte erst vorbei, wird es noch ruhiger", ist sich Bürgermeister Siegfried Krause (56) sicher.

Auch der Bürgermeister - der in der unteren Dorfstraße wohnt - genießt die Ruhe im eignen Garten. Das ländliche, mal eben nur 260 Einwohner große Strukdorf: Wenig Verkehr, viel Gegend - genau so hatte man es sich gewünscht. Und so ist es auch eingetreten, freut sich der Bürgermeister. Vor allem die Strukdorfer, die in den 80er-Jahren oder noch früher ihr Haus bauten oder kauften, sahen sich zuvor mit einem unerfreulichen Aspekt der deutsch-deutschen Grenzöffnung konfrontiert: Direkt an einer Bundesstraße hatte man wegen der guten Verkehrsverbindungen ganz bewusst gekauft oder gebaut, und die um 2000 bis 4000 Fahrzeuge täglich waren gut zu ertragen. Dann aber fiel die deutsch-deutsche Grenze - die B 206 geriet im Landesteil Holstein zur einzig praktikablen Ost-West-Verbindung.

Die Folge: Die Zahl der Fahrzeuge stieg auf 16 000 und mehr pro Tag an. Vor allem in der oberen Dorfstraße, dort wo die Berndts seit 1988 wohnen, konnte man in den Gärten auch über kürzere Entfernung sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Auch nachts hörte man das Gebrumme zahlreicher Lastwagen. So waren die Strukdorfer - anders als in westlichen Gemeinden des Kreises, wo die neue Autobahn oft ganze Dörfer durchschneidet - alles andere als entsetzt, als vom Bau der A 20 die Rede war. "Wir werden die Bundesstraße los!", war unisono die Meinung. Martina Gotthilf (34) wohnt mit ihrer Familie nicht in der Dorf-, sondern in der weiter entfernten Schmiedestraße: "Aber auch bei uns ist es jetzt deutlich ruhiger geworden", sagt die Mutter von Malte (18 Monate), Marie (4) und Lasse (6 Jahre). Nicht zuletzt, weil die Bundesstraße am großen Bus-Wendehammer zur Kreisstraße zurückgestuft wird, so Martina Gotthilf, die sich vor allem wegen ihrer kleinen Kinder auf mehr Verkehrssicherheit freut. Dass Strukdorf keine eigene Autobahnabfahrt bekommen würde, hatte sich bei der Planung recht schnell herausgestellt. Auch mit dem Plan, in Autobahnnähe ein neues, gemeinsames Gewerbegebiet mit den Nachbargemeinden zu schaffen, wurde es nichts. So führt eine Fußgängerampel an der alten 206-Trasse ins Leere.