Im Konzert auf Hof Bissenbrook in Großenaspe feierte das “Wauwau Adler Gypsy Quartett“ den Manouche-Swing.

Großenaspe. Django Reinhardt lebt! Was das "Wauwau Adler Gypsy Quartett" beim ersten Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals auf Hof Bissenbrook in Großenaspe zelebrierte, war Django-Gypsy-Jazz vom Feinsten. Josef "Wauwau" Adler - er soll als Kind ausgesehen haben wie sein Hund - liebt Django Reinhardt und den Swing Manouche.

Den Gypsy-Swing Manouche erfanden Django Reinhardt und Stéphane Grappelli in den 30er-Jahren. Mit der Gründung des "Hot Club de France" verbanden sie den Swing der Sinti und Roma mit amerikanischem Jazz und französischen Chanson-Stimmungen. Jean Django Reinhardt war Mitglied der Sinti-Gruppe Manouche.

"Wauwau Adler" brachte diesen Sound jetzt zum Festival, und 600 Zuhörerinnen und Zuhörer im Kuhstall auf Hof Bissenbrook waren restlos begeistert, zumal sich in den Sound noch das Zwitschern der Schwalben vom Dachgebälk einmischte.

Das Quartett mit Adler an der Gitarre, mit Holzmanno Winterstein an der Rhythmus-Gitarre, Marcel Loeffler am Akkordeon und Joël Locher am Kontrabass startete das Konzert mit einem Reinhardt-Ohrwurm, der "Ungaria". Stark betonten sie den Rhythmus, wobei Loeffler am Akkordeon die Melodie wunderbar cantabel zeichnete. In Reinhardts "Swing 48" steigerten sie den Rhythmus, groovten die Saiten heiß und ernteten den ersten Beifallsturm.

Mit ihren wahrlich herausragenden Soli begeisterten alle vier Musiker ohnehin in vielen Stücken. Denn Josef Adler sagte nicht nur Berühmtes von Django Reinhardt an. Auf dem Spielplan des Ensembles stehen auch Titel von Cole Porter, beispielsweise "Let's Fall In Love", in dem die Vier den Bossa-Nova-Rhythmus gut herausarbeiteten. Porters "What's About Love" kam extrem schnell, dabei traumhaft sicher gespielt. Sehr swingig erklang Frank Sinatras "The Lady Is a Tramp".

Dass auch Klassisches bestens verswingt und verjazzt werden kann, zeigten sie mit "Dance Norwegian" von Edvard Grieg. In der als Ballade aufgefassten Komposition übernahm Marcel Loeffler am Akkordeon die Singstimme, während Gitarren und Kontrabass den Rhythmus vorgaben, auf dem Loeffler sein cantables Spiel mit Melancholie und einer Prise Abgeklärtheit entwickeln konnte.

Auch in der berühmten "Djangologie" begeisterte Loeffler mit seinem einfühlsamen Akkordeonspiel. Kontrabassist Joël Locher hingegen erwies sich als Zupf-Meister an seinem Instrument und erhielt für seine intensiven Soli immer wieder tosenden Zwischen-Applaus.

Dem indes stand Josef Adler an seiner Gitarre in nichts nach. Souverän meisterte der 42-jährige Musiker aus Karlsruhe bei seinem rasanten Spiel im zweiten und leider sehr viel lauteren Teil auch das Reißen einer Saite.

Blues zum Wegträumen zelebrierte das "Wauwau-Quartett" mit "La Belle Vie", einer Pop-Ballade von Sascha Distel. Hier lief Adler mit seinen Gitarren-Soli zur virtuosen Hochform auf und spielte jedes Raffinement auf seinem Instrument aus - ein absolutes Meisterstück! Und ein Lehrstück für jeden Gitarristen. Wie war das mit Django Reinhardt? Seine Musik lebt!