Angela Merkel informierte sich über das Unternehmen di.hako. Den Fragen nach der Regierungskrise in Kiel wich sie aus.

Trappenkamp. Für Stephan Giese und Viktor Eurich ist es kein Tag wie jeder andere: Die Bundeskanzlerin schüttelt ihnen die Hand und lässt sich über seine Arbeit an der Rotationsschmelze berichten. "Ein angenehmes Gespräch", sagt Teamleiter Giese. "Die Kanzlerin ist interessiert und fragt nach." Wie denn der Messingeinsatz in die Schmelze hineinkommt, will sie wissen. Und was hier genau gefertigt wird. Stephan Giese erklärt es und lässt sich durch das Blitzlichtgewitter der vielen Fotografen nicht stören: Kleinteile für Reinigungsmaschinen werden hier gefertigt. Angela Merkel nickt interessiert und schaut in die Röhre, die Kollege Giese ihr reicht.

Großer Aufwand für einen kurzen Besuch: Etwas über eine Stunde bleibt Bundeskanzlerin Angela Merkel im Integrationsunternehmen di.hako in der Trappenkamper Arndtstraße. Das 146 Mitarbeiter starke Unternehmen, in dem 36 Menschen mit Behinderungen tätig sind, ist die einzige Station in Schleswig-Holstein auf ihrer aktuellen Wirtschaftsrundreise zu mittelständischen Unternehmen. Die Initiative der Bundesarbeitsgemeinschaften Integrationsunternehmen hatte ihr die Trappenkamper Werke schmackhaft gemacht. Und das ist kein Zufall: Die Firma für Reinigungstechnik gehört zu den fünf Unternehmen in Europa, die in die Finalrunde um den Titel "Soziale Firma 2009" gelangt sind. Am 12. September ist in Prag die Schlussrunde. Die Firma sei auf diesem Gebiet ein "Leuchtturm" in Deutschland, sagt die Kanzlerin, für die soziale Integration in den Betrieben ein sehr wichtiges Thema ist.

Mit dem Hubschrauber wird Angela Merkel von Berlin eingeflogen. Landung auf dem Sportplatz an der Segeberger Straße, wo bereits eine gepanzerte Audi-8-Dienstlimousine aus Berlin steht, um sie die anderthalb Kilometer in die Arndtstraße zu fahren. Firmenchef Peter Speckhahn-Hass und Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jörn Biel erwarten sie zusammen mit den Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann (CDU) und Franz Thönnes (SPD), die Angela Merkel wie gute Freunde begrüßt.

Dann der Rundgang durch den Betrieb, wobei die zahlreichen Medienvertreter, streng kontrolliert von mächtigen Bodyguards mit Irokesenschnitt, hinter den Absperrungen bleiben müssen. Aber die Kanzlerin setzt sich in Pose: Sie achtet darauf, dass sie den Fotografen nie den Rücken zukehrt, blickt immer wieder in Richtung Absperrung, scherzt mit den Mitarbeitern. "Wir haben unseren Kollegen schon erklärt, dass sie möglichst saubere Arbeitskleidung tragen sollen und ruhig bleiben müssen", sagt Denise Oluschinsky, Assistentin der Geschäftsleitung. "Auf das übliche Werkzeug in den Taschen der Overalls sollen sie verzichten, um das Wachpersonal nicht nervös zu machen."

Nach Rundgang und kurzem Gespräch mit der Geschäftsleitung hinter verschlossenen Türen dann ein Statement von der Bundeskanzlerin, die nach kurzem Zögern zwei Fragen zur Opel-Zukunft und der schleswig-holsteinischen Regierungskrise zulässt. Die Antworten überraschen nicht. Sie favorisiere Magna als Käufer des angeschlagenen Autokonzerns Opel. Das Konzept sei tragfähig. Zur Schleswig-Holstein-Krise: Das Land brauche eine handlungsfähige Regierung. "Die Zeiten sind ernst." Nachfragen nicht gestattet.