Detlev von Liliencron besuchte Gutshof, Herrenhaus, Buche und Mühlenwirtin und verewigte das Dorf in dem Roman “Leben und Lüge“.

Tangstedt. Heute vor 100 Jahren starb Detlev Freiherr von Liliencron. Und ein ganzes Dorf ist stolz, dass der Dichter sein ehemaliges Schloss als Erholungsort wählte und sich dort mit anderen seiner Zunft traf, mit Richard Dehmel beispielsweise. Detlev von Liliencron war ein treuer Tangstedter, damals, als es noch das Tangstedter Gut mit Herrenhaus gab. Damals im 19. Jahrhundert. Und: Der am 3. Juni 1844 in Kiel geborene Freiherr verewigte das Dorf mit seinen Leuten unter dem Namen "Tangbüttel" in seinem Roman "Leben und Lüge".

Die Gemeinde Tangstedt hat zu Detlev von Liliencrons 100. Todestag mehrere Veranstaltungen geplant. Heute wird der frisch restaurierte Liliencron-Gedenkstein an der Tangstedter Straße an der jungen Liliencron-Buche zwischen Tangstedt und Wilstedt wieder aufgestellt. Genauer: Gegenüber der Buche neben einer Bank am Radfahrweg. Unter der ehemaligen Doppelbuche hat Liliencron oft gesessen und gedichtet, auch über den Prachtbaum selbst: "Dicht vorm Park, wenn er von Wilstedt herlenkte, hielt er jedesmal an, um eine aus dem Knick herausgewachsene, unbeschreiblich schöne Doppelbuche immer von neuem zu bewundern." Die mehrere hundert Jahre alte Buche starb schließlich ab. 1987 wurde der Stamm entfernt und der Feldstein mit der Inschrift "Liliencronbuche, genannt nach dem Dichter Detlev Freiherr von Liliencron, geboren 1844 - gestorben 1909" aufgestellt. 1989 wurde die jetzige Buche gepflanzt.

Heute ist Liliencron in Tangstedt allgegenwärtig. Im Rathaus steht eine Büste des Dichters, einen Stock höher seine Lieblinge, die Zwerge aus Sandstein. Es gibt die Liliencron-Apotheke, den Liliencronring und die Liliencrontwiete. Das Gasthaus "Tangstedter Mühle" richtete ein Detlev-von-Liliencron-Zimmer ein, schließlich hielt der Dichter bei der "Mühlenwirtin" gern Freunde und Tangstedter frei.

"Da siehst du das alte würdige Schloß mit seinen beiden mehreckigen, efeuumsponnenen Halbtürmen, zwischen denen der Haupteingang liegt. Trotz seinem Alter, es ist vor zweihundert und dreißig Jahren gebaut, und trotz der ein wenig gedrückten Vorderansicht hat es ein durchaus, sagen wir mal, französisch distinguiertes An- und Aussehen, ein feudaler alter Herrensitz", beschrieb Detlev von Liliencron in seinem Epos "Poggfred" (Froschfrieden) das Tangstedter Herrenhaus. Es war des Dichters Traumschloss.

Der in Rahlstedt lebende Liliencron, der immer am Existenzminimum lebte und wegen seiner Schulden aus dem Staatsdienst entlassen wurde, fand in der Schriftstellerei Anerkennung, und kein Geringerer als Kaiser Wilhelm II. gewährte ihm 1903 für fünf Jahre ein Gnadengehalt. Drei Ehen, viele Liebschaften und Reisen schröpften und erschöpften ihn. Vorträge und Veröffentlichungen hielten ihn über Wasser.

Seine letzte Ehefrau Anna Catharina Micheel heiratete er 1900, das Paar hatte zwei Kinder. Nicht nur Richard Dehmel, auch Ludwig Frahm und Otto Ernst holte Liliencron nach Tangstedt. Letzterer beschrieb das Dorf in seinem Märchen "Appelschnut". Hermann Claudius, ein Enkel von Matthias Claudius, schrieb ebenfalls über Doppelbuche, Schloss und Mühlenwirtin.

"Stumm und abgelegen lag das wundervolle, große, prächtige alte Gut und Schloß Tangbüttel in seiner melancholischen Landschaft", setzt Liliencron in seinem biografischen und letzten Roman "Leben und Lüge" dem Schloss ein Denkmal. Und über die Zechgelage des Dänenkönigs Christian IV.: "Heute noch steht in Tangbüttel unten im Trinkgewölbe der riesige eicherne Tisch, an dem er seine Kavaliere zu Boden getrunken hat." Das Herrenhaus brannte 1947 ab. 1960 wurde die Ruine des 1650 erbauten gräflichen Wohnsitzes beseitigt. Detlev von Liliencron erlebte den Niedergang seines Traum-Schlosses "Tangbüttel" nicht mehr.

Veranstaltungen: Die Gemeinde Tangstedt plant im Herbst einen Vortrag von Helmuth Peets über dessen Veröffentlichung "Leben und Lüge, Begegnungen mit dem Dichter Detlev von Liliencron", dazu Lesungen im Detlev-von-Liliencron-Zimmer in der "Tangstedter Mühle". (Quellen: Hubertus Neuschäffer: Schlösser und Herrenhäuser in Südholstein, Verlag Weidlich, Würzburg, Helmuth Peets "Leben und Lüge, Begegnungen mit dem Dichter Detlev von Liliencron", Selbst-Verlag, für vier Euro im Tangstedter Rathaus zu haben, Archiv Tangstedt, Horst Völksen).