Der Tangstedter Bandleader Klaus Berger und seine Mitmusiker bringen 1000 Passagiere in Stimmung.

Tangstedt. Am Wochenende lag das Kreuzfahrtschiff "Europa" vor der Küste Sylts. Prominente waren an Bord des Hapag-Lloyd-Traumschiffes und feierten eine rauschende Party, die in den Medien ihren Niederschlag fand. Gestern enterten in Hamburg drei gereifte Herren und eine nette Dame mit ihren Instrumenten das Schiff - allerdings nicht, um darauf zu feiern, sondern um andere Passagiere in Stimmung zu bringen. Der Tangstedter Pianist Klaus Berger und seine Mitmusiker der legendären Jazzband Bop Cats sorgen derzeit für Unterhaltung auf dem Riesenschiff.

Klaus Berger (63) hat im Laufe seiner Musikerkarriere schon eine Menge erlebt, aber eine Traumreise auf einem Traumschiff mit seiner Band als Alleinunterhalter - das war bisher noch nicht drin. Die Reederei muss sich etwas dabei gedacht haben, als sie die Hamburger Bop Cats als Unterhalter für eine Kreuzfahrt vom 20. bis 25. Juli in Richtung Norden engagierte. Die Jazzer treten nämlich in große Fußstapfen: Auf der vorherigen Kreuzfahrt der MS "Europa" war neben der Chris-Barber-Band und dem Top-Pianisten JoJa Wendt auch Star-Entertainer Udo Jürgens an Bord.

Und jetzt Klaus Berger mit seinen Bop Cats. Von Hamburg aus geht es über Norwegen zu den Färöer-Inseln, nach Island und wieder zurück nach Hamburg. "Das ist schon ein Ding", sagt Klaus Berger, der übrigens Erfahrungen als Kreuzfahrt-Musiker hat. Bis jetzt waren er und seine Bop Cats jedoch noch nie als Alleinunterhalter engagiert.

Die Bandmitglieder ahnen, was auf sie zukommt: Der große Saal des Kreuzfahrtschiffes hat immerhin Konzertsaal-Dimensionen. Und genau dort gibt die Band die meisten ihrer Konzerte. Was spielt eine Jazzband in diesem Falle? Klaus Berger weiß genau, dass die meisten Mitreisenden eher keine eingefleischten Jazzfans sein werden: "Wir werden wohl die großen amerikanischen Jazz-Standards spielen." In der Besetzung Saxophon (Carin Hammerbacher), Schlagzeug (Leif Oestergaard), Bass (Manfred Jestel) und Piano (Klaus Berger) wird das Publikum unterhalten. Und das vermutlich ganz großartig. Denn die Bop Cats sind es gewohnt, vor großem Publikum zu spielen. Das Winterhuder Fährhaus zum Beispiel füllen sie locker. Schon seit vielen Jahren gastiert die Band dort jeweils im Januar - und immer ist das Konzert ausverkauft. Am Sonnabend spielten die Bop Cats beim Jazzfestival in Luxemburg und begeisterten Tausende von Besuchern. Aber eine Kreuzfahrt hat ihren eigenen Charme, zumal die Bandmitglieder ihre Ehepartner mit an Bord bringen dürfen. Klaus Berger und Leif Oestergaard sagten freudig "ja", die anderen beiden Bandmitglieder sind eh miteinander verheiratet. "Meine Frau kennt die Band seit 40 Jahren, aber bei besonderen Ereignissen ist sie gerne mit von der Partie", sagt Klaus Berger.

Angst vor fachunkundigem Publikum hat Jazz-Profi Klaus Berger nicht. Ganz im Gegenteil: Er hat festgestellt, dass die Stimmung oft sogar noch besser ist, wenn im Publikum viele Zuhörer sitzen, die erst vom Jazz überzeugt werden müssen. "Die knien sich dann besonders rein und sind am Ende vor Begeisterung kaum noch zu halten."

Als die Bop Cats gestern in See stachen, gab ebenfalls in Hamburg ein anderer Musiker bekannt, dass er Kreuzfahrt-Konzerte plane: Panik-Rocker Udo Lindenberg will mit seiner Band irgendwo anheuern und führt derzeit Gespräche mit verschiedenen Reedereien. Bei den Bop Cats hätte er mitmachen können: Als Lindenberg noch nicht sang, saß er in der Band von Klaus Berger am Schlagzeug. Jetzt spielt er in einer anderen Dimension, aber als Musiker der Bop Cats lebt es sich auch nicht schlecht. Wenn Klaus Berger 40 Jahre Bandgeschichte Revue passieren lässt, fallen ihm viele Highlights und Kuriositäten ein. In seinem Buch "Bleiben Sie dran! Medien-Rummel und andere Heimsuchungen" hat er über sein Musikerleben geschrieben und viele Erlebnisse satirisch verpackt. Aus diesem Buch liest er auch auf der MS "Europa".