Mit einem Konzert und einem Gottesdienst wurde der Kirchenmusikdirektor und Kulturpreisträger geehrt.

Norderstedt. Auf dem Weg in den Ruhestand musste Bernd Leste erst einmal einige Nägel in einen Birkenstamm schlagen. Sägen sollte er eigentlich auch noch, doch Friedhofsverwalter Manfred Ramcke erließ dem Kantor der Christuskirche Garstedt diese körperliche Anstrengung. Einen festlichen Abschiedsgottesdienst bereiteten Musiker, Pastoren, Kirchenvorstand, Kollegen und Gemeindeglieder, Familie und Freunde dem Mann, der 23 Jahre das Leben an der Christuskirche nachhaltig prägte.

Mit Bernd Leste geht ein Komponist und Kantor, der anspruchsvolle Musik umsetzte und einforderte. Das brachte ihm nicht nur Lob ein, doch der Querdenker im positiven Sinn blieb sich treu. Das zeigte er einmal mehr mit seinem Abschiedskonzert am Sonnabend, an dessen Anfang und Ende er Werke Johann Sebastian Bachs setzte, seinem großen Vorbild. Mit der Taufkantate "Batyfonia", Orgel-Improvisationen über einen "Tanzchoral" und dem Klangpoem "Sternenklang" spielte der 62-jährige Kantor eigene Werke.

Leider wurde die Partitur seines neusten Werkes "Cantus Choréatus" nicht rechtzeitig gedruckt, sodass aus der Uraufführung eine Orgel-Improvisation, eine wunderbar beredte Fantasie wurde. Lestes Spiel bewegte sichtlich die Herzen und Seelen der Zuhörer in der voll besetzten Christuskirche. Das Konzert wurde vom Vokal-Ensemble "Consonanti", den Instrumental-Ensembles "Nollarco", "Corbonante" und "Natrombi" unter Lestes Leitung feierlich gestaltet.

"Wir danken dir für das, was du in dieser Gemeinde bewirkt hast, wir haben uns stets an deinem musikalischen Reichtum gestärkt", sagte Pastor Hans-Christoph Plümer beim Abschiedsgottesdienst. Leste sei ein "schöpferischer Geist". Plümer sprach auch von "Schwierigkeiten und Verletzungen", die Leste während seiner Dienstzeit bereitet und zugefügt wurden.

"Bernd Leste hat Musikgeschichte in Norderstedt geschrieben", sagte Gisela Göttsche, Vorsitzende des Kirchenvorstandes. "Bernd Leste ist nicht immer pflegeleicht, er ist einer, der eigenständig zu interpretieren weiß, kein Ausweichler", sagte Dr. Karl-Heinz Melzer. Der Propst des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein lobte die "kongenialen Gottesdienste" mit Leste: "Stradivari - das warst du häufig." Als Vertreterin der Stadt Norderstedt würdigte Stadtpräsidentin Kathrin Oehme "Sensibilität und Einfallsreichtum" Lestes.

Für seine Verdienste und seine Kompositionen zeichnete ihn die Stadt Norderstedt im Jahr 2000 mit dem Kulturpreis aus, und der Kirchenkreis ernannte ihn zum Kirchenmusikdirektor.

Viele seiner musikalischen Projekte sind unvergessen. Bernd Leste hob immer wieder Raritäten, arrangierte sie fürs heutige Publikum, jedoch nie, um zu gefallen, sondern er war stets dem Werk, der Musik verpflichtet.

Er wollte immer "vielseitig und kreativ, stilistisch breit gestreut" arbeiten. Er wollte den "Menschen mit Musik die Quellen eigener Spiritualität erschließen". Neben großen Werken und Uraufführungen machte Bernd Leste mit dem Liverpool-Oratorium von Beatle Paul McCartney (November 1993) Furore, mit Giuseppe Verdis "Requiem" (November 2001), mit Benjamin Brittens Kinderoper "Arche Noah" (März 2002). Bernd Leste weist daraufhin, dass er nicht in Altersteilzeit geht, weil sein Gehalt reduziert wurde. Für ihn ist die "überzogene Haltung vieler junger Theologen, die von Kultur der ernsten Machart wenig berührt sind, sich aber erdreisten, einer gewachsenen Arbeit in wenigen Handstrichen den Garaus zu machen" empörend und desaströs.

Mit Bernd Leste geht eine musikalische Ära zu Ende. Bleibt zu hoffen, dass er der Stadt weiterhin musikalische Impulse gibt. Bleibt zu hoffen, dass die Stadt ihm Raum für seine Werke bietet.