Der ehemalige ZDF-Mitarbeiter war verantwortlich dafür, dass bei der Live-Übertragung aus dem Studio Hamburg alles klappt.

Kreis Segeberg. Es ist ein historischer Tag. Die Uhren im Studio stehen auf 3.56 Uhr: Der erste Mensch betritt am 21. Juli 1969 den Mond. Als Neil Armstrong seinen historischen Satz ausspricht ("Ein kleiner Schritt für einen Mann, aber ein gewaltiger Schritt für die Menschheit."), hat das ZDF-Team im Studio Hamburg schon einen Arbeitsmarathon hinter sich. Bernd Peters, damals Tangstedter Bürger, erinnert sich nach 40 Jahren, dass ihm dieser Moment eigentlich egal war: Er hatte als ZDF-Aufnahmeleiter schon seit 20 Uhr dafür gesorgt, dass im Studio alles klappte, auch wenn hinter den Kulissen und für die Zuschauer unsichtbar manchmal das Chaos ausgebrochen war. Die Erhabenheit des Moments ist ihm vor lauter Hektik nicht bewusst. "Erst Tage später habe ich realisiert, dass ich maßgeblich dabei war, als das Fernsehen einen wahrhaft historischen Moment live übertragen hat."

Die Fernsehzeit ist für den gelernten Radio- und Fernsehmechaniker längst Vergangenheit. Der 66 Jahre alte Bernd Peters ist heute Geschäftsführer und Inhaber der Ambulanz-Service-Gesellschaft (ASG), die seit dem 1. Juli auch im Kreis Segeberg eine Rettungswache betreibt. Nach jahrelangem Rechtsstreit mit dem Kreis Segeberg erhielt Peters in Juni die Genehmigung, neben DRK und KBA als dritter Anbieter von Krankentransportfahrten im Kreisgebiet tätig zu sein. Seine Fernsehunterlagen bewahrt er in einer Plastiktüte mit ZDF-Aufschrift im Keller seines Duvenstedter Hauses auf. Als die Medien begannen, die Menschen auf den 40. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung vorzubereiten, holten ihn die Erinnerungen ein: "Ich hatte es lange verdrängt, aber plötzlich fiel es mir wieder ein, dass ich ja ein Teil dieser Geschichte bin", sagt Bernd Peters, dessen TV-Karriere einst mehr zufällig beim NDR und der "Aktuellen Schaubude" begann. Mit Carlheinz Hollmann wechselte er 1965 zum ZDF, um dort Aufnahmeleiter für Hollmanns kurzlebige Sendung "Schaufenster Deutschland" zu werden. Hollmann ging, aber Peters blieb. Freiberuflich betreute er viele TV-Sendungen, darunter etliche, die im Abstand von Jahrzehnten Klassiker der Fernsehgeschichte geworden sind. Dazu gehören auch die "ungeraden" Apollo-Missionen, für die das ZDF zuständig war - 11, 13, 15. Die aufregendsten also: Apollo 11 mit der Mondlandung, Apollo 13 mit dem legendären Funkspruch "Houston, wir haben ein Problem!"

Der 20. Juli 1969 ist für Bernd Peters zunächst ein normaler Arbeitstag. Sendebeginn 20 Uhr - nichts Ungewöhnliches für den Aufnahmeleiter. In der größten Halle des Studio Hamburgs in Rahlstedt, dort, wo sonst die Peter-Alexander-Show aufgenommen wurde, hatten Techniker eine Mondlandschaft mit einer sieben Meter hohen Holzattrappe der Mondkapsel aufgebaut. Satellitenübertragungen gab es noch nicht. "Alle Bilder aus Houston kamen per Atlantikkabel über England zunächst nach Brüssel, wo die European Broadcasting Union sie an die Hamburger Post schickte, die sie dann zu uns weiterleitete", erinnert sich Bernd Peters. "Das ergab eine zeitliche Verzögerung von gut zehn Sekunden." Moderator Heinrich Schliemann kommentiert das Geschehen und behält auch die Übersicht, wenn die Übertragung mal nicht klappt. Bernd Peters aber gerät bei jedem Leitungszusammenbruch ins Schwitzen, weil er als "Nabelschnur" im Studio für den geregelten Ablauf verantwortlich ist. "Wir hatten natürlich für jeden Sonderfall vorgesorgt, viele Gesprächspartner geladen und Filme vorbereitet", sagt Bernd Peters, der beim Organisieren ins Schwitzen kommt und gelegentlich nervös wird. Zeit genug zum Üben hatte das Team: Das ZDF war schließlich seit dem 16. Juli täglich vier bis fünf Stunden auf Sendung, um über den bemannten Mondflug zu berichten. Das Hamburger ZDF-Studio ist in diesen Tagen die TV-Zentrale für alle deutschsprachigen Länder.

Im Studio verfolgen 150 Zuschauer gebannt das Geschehen. Als die Mondlandung anderthalb Stunden später als geplant erfolgt, herrscht Jubel in der Produktionshalle. "Heinrich Schiemann hatte bis dahin ohne Punkt und Komma geredet, um die Zeit zu überbrücken und die Zuschauer bei der Stange zu halten", sagt Bernd Peters. "Der musste von 20 Uhr bis morgens 6 Uhr nicht einmal zur Toilette." Die Livebilder vom Mond kommen in Hamburg mit etwa zwölf Sekunden Verspätung an. Fast eine Stunde dauert die Live-Übertragung vom Mond, kurze Unterbrechungen eingerechnet. Noch heute empfindet Bernd Peters die damalige Leistung des ZDF-Teams als grandios. Aber immer noch glaubt er, dass die NASA-Zentrale in Houston nicht alle Bilder gesendet hat, sondern nur die spektakulärsten. "Die wollten eine richtige Show daraus machen."

Um 6 Uhr ist Sendeschluss, aber für Bernd Peters noch lange nicht Feierabend. "Ich musste für den Tag weiterplanen, weil die aktuellen Sendungen ja mit Material versorgt werden sollten."

Ein Buch von Heinrich Schiemann mit persönlicher Widmung und der Papierabspann der Apollo-13-Sendung mit seinem Namen als Aufnahmeleiter - den Abspann der Sendung über die Mondlandung ist leider verschollen - erinnern Bernd Peters an sein eigenes Apollo-Abenteuer. Die freiberufliche TV-Karriere hat er noch einige Jahre weiterbetrieben. Als er fest angestellt werden sollte, hätte er nach Mainz umziehen müssen. Das aber wollte er nicht. Bernd Peters entschied sich für die Karriere als Rettungsfachmann, half beim Fernsehen aber noch gelegentlich aus. "Es war eine schöne Zeit, aber ich habe es bis jetzt nicht bereut, dass ich dort aufgehört habe."