Der Kaltenkirchener und seine Mitstreiter müssen 110 000 Unterschriften sammeln, damit ein Volksentscheid stattfinden kann.

Kreis Segeberg. Der Kaltenkirchener Michael Strobel und seine Kollegen vom Verband der Realschullehrer (VDR) sind ihrem Ziel einen großen Schritt näher gekommen: In Schleswig-Holstein hat das Volksbegehren zum Erhalt der Realschulen begonnen. In allen Rathäusern, Gemeinde- und Amtsverwaltungen liegen Unterschriftenlisten aus, in denen sich Bürger eintragen können, wenn sie sich eine Abstimmung (Volksentscheid) über die Zukunft dieser Schulform wünschen. "Wir dürfen außerdem Unterschriften sammeln", sagt VDR-Landesgeschäftsführer Strobel.

Während im gesamten Bundesland die einst 168 Realschulen nach und nach in Regional- oder Gemeinschaftsschulen aufgehen, möchte der VDR das klassische Schulangebot bis zur Mittleren Reife auch künftig anbieten. Strobel und seine Mitstreiter wissen, dass die Schulreform in Schleswig-Holstein nicht vollständig rückgängig zu machen ist. Vielmehr geht es ihnen darum, die Realschule als Zusatzangebot wieder ins Schulgesetz aufzunehmen. "Wir wollen ein vielfältiges Bildungsangebot in unserem Lande erhalten", sagt Strobel. Dazu gehöre auch die Realschule, die bei Eltern und Schülern die am meisten nachgefragte Schulart war. Strobel: "Die Realschule genoss und genießt hohes Ansehen in der Wirtschaft." Die Chancen von Realschulabsolventen auf dem Arbeitsmarkt seien exzellent. Jeder dritte Realschüler setze die Ausbildung auf einem Gymnasium fort.

Die Realschullehrer haben bereits einen langen Kampf hinter sich. Am Anfang stand die Volksinitiative. 20 000 Unterschriften musste der VDR sammeln, damit das Land das jetzt gestartete Volksbegehren in den Kommunen genehmigte. Jetzt liegt die Latte deutlich höher: Fünf Prozent der wahlberechtigten Schleswig-Holsteiner - das sind etwa 110 000 - müssen unterschreiben, damit die Bürger in Sachen Realschule an die Wahlurnen gerufen werden. Bis zum Jahresende haben die Initiatoren vom VDR dafür Zeit.

Für den Fall, dass es zum Volksentscheid kommt, habe Landtagspräsident Martin Kayenburg den Termin der im kommenden Jahr anstehenden Landtagswahlen angepeilt, berichtet Strobel. Der Krach in der Großen Koalition in Kiel und die zu erwartenden Neuwahlen könnten diese Pläne allerdings über den Haufen werfen.

Strobel weiß allerdings auch, dass nicht einmal ein erfolgreicher Volksentscheid gleichbedeutend mit dem Erhalt der Realschulen wäre. Wenn es zu einer Änderung des Schulgesetzes käme, müssten die Städte und Gemeinden entscheiden, ob sie Realschulen wieder einführen wollen. Aus ehemaligen Realschulen, die jetzt Regional- oder Gemeinschaftsschule sind, wieder Realschulen zu machen, wäre finanziell kein großes Problem, meint Strobel.

Seit dem Auseinanderbrechen der Großen Koalition hält er allerdings auch eine völlig andere Variante für denkbar, um die Realschulen zu retten. Komme es zu Neuwahlen, sei eine Koalition aus CDU und FDP nicht unwahrscheinlich. Gerade auf die Liberalen setzt er große Hoffnungen: "Sie haben sich immer dafür ausgesprochen, Teile der Reform rückgängig zu machen."