“Ich habe mir schon immer eine Schwester gewünscht“, sagt Berenike (13), Einzelkind im Haushalt von Jochen und Gabriele Weihe in Norderstedt. “Jetzt weiß ich, wie es ist, wenn man mit jemandem zusammenlebt, mit dem man sich gut versteht.“

Norderstedt. Eine Woche lang ist Silje aus Norwegen zu Gast in ihrem Elternhaus. Die 19-Jährige ist eine von 25 Teilnehmern aus 15 Ländern beim 3. Internationalen Jugendcamp der norddeutschen Lions Clubs. Auf dem Gelände des Feuerwehrmuseums in Norderstedt haben sie sich getroffen, um sich kennen zu lernen. Die Big Band 2 des Lessing-Gymnasiums spielte schmissigen Jazz, und ein rustikales Buffet nebst Softdrinks und Freibier sorgten für gute Stimmung. Berenike und Silje verstehen sich prächtig. "Wir haben uns viel zu erzählen, auch wenn mein Englisch noch nicht perfekt ist", sagt Berenike. Ihre neue Freundin aus Norwegen, 19 Jahre alt, kommt aus einem kleinen Ort in der Nähe von Stryn, des 106 Kilometer langen Nordfjordes. Sie bekräftigt: "Ich fühle mich in Deutschland sehr wohl." Sie hat erfolgreich die Oberschule absolviert und möchte Krankenschwester werden. Silje war beim Norderstedter Kirchenfest, mit ihren Gasteltern hat sie im "Alten Reporter" zu Abend gegessen, sie machten einen Ausflug an die Elbe und, als Berenike in der Schule war, erkundete sie alleine Hamburg. Beim fröhlichen "Get together" im Feuerwehrmuseum sind sie alle aufeinander zugegangen. Berenike und Silje haben mit Tjijandjeua aus Namibia gesprochen. Der ist schon seit Juni bei einer Familie zu Gast. Der 28-Jährige ("Ich bin gerne hier") hat eine Praktikantenstelle und bleibt bis zum 9. September in Norderstedt. Zu Hause in Südwestafrika hofft er, einen Job als Computerfachmann zu bekommen. "Das technische Rüstzeug dazu hole ich mir hier", versichert er. Eggert Staben vom Lions Club Norderstedt (28 Mitglieder) hat auch zwei Gäste aufgenommen: Marju (21) aus Estland und Linda (17) aus Finnland. "Zwei Kinderzimmer waren frei, denn unsere Kinder sind lange aus dem Haus", berichtet der 66 Jahre alte ehemalige Esso-Manager. Mit seiner Hilfe lernten Marju und Linda die Alster, die Elbe und den Hafen kennen.

"Alle zwei Jahre wollen die norddeutschen Lions Clubs mit dem Jugendcamp zur Völkerverständigung beitragen", sagt Kurt-Günther Jörgensen (Flensburg), der zum Jugendtreffen in Norderstedt angereist ist. "Wenn junge Menschen, die sich völlig fremd sind, zusammenkommen, dann entwickeln sich oft Freundschaften." Manchmal sogar mehr.

Jörgens erzählt von einem Erlebnis, das er nicht so leicht vergessen wird. "Beim Jugendcamp vor zwei Jahren in Schleswig-Holstein sahen sich ein Mädchen aus Israel und ein Junge aus Palästina zum ersten Mal. Heute sind die beiden ein Paar."