Pastor Gunnar Urbach präsentierte mit Studenten Entwürfe für ein Gotteshaus am Stadtparksee. Doch in Norderstedt mangelt es an Unterstützung.

Norderstedt. Eine Vision ohne Taten bleibt ein Traum, sagt Pastor Gunnar Urbach von der Kirchengemeinde Harksheide. Den Sinnspruch hat er für sein großes Projekt zur Landesgartenschau 2011 ausgegeben: Die Glaskirche am Stadtparksee. Am Mittwochabend folgte der Vision die erste konkrete Tat: Studenten der Hafen City Universität Hamburg (HCU) präsentierten ihre Entwürfe für das Projekt. Zwei Modelle wurden von einer Jury um Pastor Urbach, Probst Karl Heinrich Melzer und Vertretern der HCU gemeinsam zum Sieger gekürt. Doch der Realisierung des Projektes ist Urbach damit nur ein kleines Stück näher gekommen. Die wichtigsten (Zu-)Taten fehlen: Die Unterstützung der Norderstedter Politik, die Übernahme der Trägerschaft durch die Nordelbische Kirche, ein Grundstück auf dem Landesgartenschau-Gelände und - vor allem - das Geld für den Bau. "Bis 31. Dezember muss ich mindestens Dreiviertel der Bausumme von etwa 750 000 Euro im Sack haben - sonst läuft die Zeit weg", sagt Urbach.

Pastor Urbach kämpft für eine Vision

Es scheint, als verkehre sich der Sinnspruch zum Menetekel für das Projekt. Seit mehr als einem Jahr tingelt Urbach für seine Glaskirche durch die Instanzen. Er informierte einige der Fraktionen der Stadtvertretung, wurde bei der Stadtpark GmbH und Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote vorstellig und bei all dem nicht müde, laufend die Öffentlichkeit über seine Pläne zu informieren. Jedoch - Urbach ist Einzelkämpfer geblieben. Es gibt keinen Antrag irgendeiner Partei, keinen Grundsatzbeschluss der Politik, keine Verwaltungsvorlage über das konkrete Projekt.

Umso glücklicher wirkte er am Mittwochabend bei der Präsentation der Entwürfe. 16 anspruchsvolle Arbeiten von ideensprühenden Jung-Architekten und am Ende einer langen Jury-Sitzung also endlich die Entsprechung seiner Glaskirchen-Vision in Balsa-Holz und Plexiglas im Modellmaßstab. Die beiden Studenten Sebastian Lietz (25) und Moritz Hinck (24) überzeugten mit einem Glashaus des Glaubens, das von einem nach vorne offenen Kubus aus Holz überstülpt ist. Die Studentin Delia Schaedel (28) und ihr Kommilitone Lautaro Vallet-Cendre (23) mit der "Birch Church" ("Buchen Kirche"), einer mit Beton-Dach gedeckelten Glaskonstruktion, umgeben von weißen Stahlträgern, die dem Buchenwald-Dickicht des Norderstedter Stadtparks nachempfunden sind. Entwürfe, die gefallen, wenn sie auch nicht den ausgegebenen Anspruch erfüllen, als Wahrzeichen für die Gartenschau und die ganze Stadt zu taugen.

Die Politik hat Besseres zu tun, die Stadt will Fakten

"Die Entwürfe sind jetzt da - das hatten mir ja manche schon nicht zugetraut. Jetzt müssen die Stadtpark GmbH, die Politik und das Bauamt ran", sagt Urbach. Sein Zeitplan sei "sportlich", um nicht zu sagen, dass die Zeit ihm davon läuft. Ganz offensichtlich hat sich Urbach die Umsetzung der Vision leichter vorgestellt. Bei der Stadtpark GmbH wartet Geschäftsführer Kai-Jörg Evers jetzt auf die Fakten: "Bis heute wissen wir ja nicht, wie groß die Kirche werden soll. Und vorher können wir dem Projekt kein passendes Grundstück zuweisen. Auf Vorrat können wir es auf jeden Fall nicht freihalten", sagt Evers. Außerdem könne die Stadtpark GmbH nicht tätig werden, solange die Politik die Glaskirche nicht in einen Antrag "gegossen" habe. Doch der ist noch lange nicht in Sicht. Günther Nicolai, Fraktionschef der CDU, empfindet das Projekt als "die private Vision des Gunnar Urbach" und sagt, es gebe derzeit dringendere Themen, über die sich seine Fraktion beraten müsse. "Das müssen die Stadtpark GmbH oder der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Grote beantworten." Siehe oben.

In der Gemeinde mehren sich kritische Stimmen

Marlies Krogmann, deren FDP gerne mal mit Anträgen mutig vorprescht (Beispiel Kreisel Stettiner Straße), steht mitsamt ihrer Fraktion hinter der Idee der Glaskirche. Aber sie mahnt an, dass es über das Projekt bisher nur "mal hier und mal da" was zu hören gab, aber nicht auf offiziellem Wege. "Es fehlt eine Vorlage der Verwaltung. Und die kann ja nur erstellt werden, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen und die Fragen beantwortet sind. Allem voran die nach der Finanzierung."

Pastor Urbach sagt, wenn jeder der 73 000 Bewohner Norderstedts zehn Euro gebe ("Das tut ja keinem weh!"), habe er die Dreiviertelmillion zusammen und könne bauen. Er hofft, dass die Wirtschaft für das Gros der Norderstedter diesen Spendendienst übernimmt. Einige Unternehmen habe er auch schon an der Hand, sagt Urbach, andere wollten Baumaterial spenden, etwa Glas.

Bei diesen Summen ist es klar, dass sich auch innerhalb der Kirchengemeinde die kritischen Stimmen erheben - wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Die Kirchengemeinde und ihre bestehenden Projekte hätten Spenden dringender nötig als die Glaskirche, so ist zu hören. Auch nach innen muss Pastor Urbach offenbar noch Überzeugungsarbeit leisten.

Wenn nun ein Norderstedter spontan seine zehn Euro spenden möchte für die Glaskirche, dann hat er ein Problem. Es gibt noch kein Spendenkonto - eine weitere Tat, die noch aussteht, wenn die Urbachsche Vision nicht zum Traum verkümmern soll.