Ich frage mich, ob ich das, was mir andere Menschen angetan haben, einfach vergessen soll oder nicht.

Vor einigen Jahren passierte mir folgendes. Jemand schlug eine Delle in die Tür meines neuen Autos. Ich habe eine Vermutung, wer das gewesen sein könnte, er hat das nie zugegeben.

Ich bin dagegen, so etwas einfach zu vergessen. Eine Geschichte half mir zu verstehen, warum: Ein Bauer besaß einen alten Esel. An einem schönen Sommertag ist dieser Esel in einen ausgetrockneten Brunnen gefallen. Der Bauer hörte das Tier schreien. Nach einer kurzen Bedenkzeit hatte er auch Mitleid mit dem Tier, entschied jedoch, dass weder der Esel noch der Brunnen den Aufwand Wert waren, etwas zur Rettung zu unternehmen. Stattdessen rief er die Nachbarn zusammen und erklärte, was passiert war. Er bat sie dabei zu helfen, Erde in den Brunnen zu schaufeln, um den Esel zu begraben und von seinem Elend zu befreien. Anfangs benahm sich das Tier hysterisch. Als der Bauer und die Nachbarn jedoch weiter schaufelten und die Erde auf seinen Rücken prasselte, kam ihm ein Geistesblitz. Er bemerkte, dass er sich jedes Mal, wenn Erde auf seinen Rücken fiel, schütteln und auf die Erde drauf steigen konnte. Genau das tat er ab jetzt.

Abschütteln und drauf steigen, Panik bekämpfen und weitermachen. Was zuerst so aussah, als würde es ihn begraben, wurde am Ende zum Guten für ihn. Der Schlüssel lag darin, wie er auf diese Situation reagierte.

Das passiert häufig in unserem Leben! Wichtig ist, sich den Situationen zu stellen, auf sie kreativ zu reagieren, anstatt in Selbstmitleid oder Bitterkeit zu verfallen. Dann werden selbst Situationen, die uns begraben wollen, von Gott noch zum Guten gebraucht. Vergebung, Glaube, Gebet, Hoffnung sind ausgezeichnete Möglichkeiten "abzuschütteln und drauf zusteigen", um aus unserem Brunnen herauszukommen.

Vergebung bedeutet nicht zu vergessen und unser eigenes Leid außer Acht zu lassen, sondern jemanden aus seiner Schuld zu entlassen. Egal, ob uns jemand eine Delle ins Auto geschlagen hat, ob wir beleidigt oder belogen oder von einem Menschen enttäuscht wurden: Jesus gibt uns die nötige Kraft zur Vergebung. Er ist es auch, der uns selbst immer zuerst vergibt.

Also, wie ich gesagt habe: Ich entscheide mich dafür zu vergeben. Dann kann ich mein eigenes Leben neu gestalten und zu kreativen Lösungen kommen.