Elf Mitglieder haben die Partei in den vergangenen Wochen verlassen. Die Vorsitzende Krogmann wehrt sich gegen Kritik.

Norderstedt. Die Wanderungen in der Norderstedter Parteienlandschaft gehen weiter: Bis zur Kommunalwahl im vergangenen Jahr war Uwe Matthes Fraktionsvorsitzender der FDP im Stadtparlament, jetzt hat er seinen Parteiaustritt erklärt und einen Mitgliedsantrag bei der CDU unterschrieben.

Zwar strebt der frühere Kommunalpolitiker nach eigenen Worten keinen Posten bei den Christdemokraten an, doch als ehemals schillernder FDP-Mann fällt sein Parteiübertritt ins Gewicht. Die Norderstedter FDP hat in den vergangenen Wochen aus unterschiedlichen Gründen elf Mitglieder verloren.

Der als brillanter Rhetoriker bekannte Uwe Matthes (54) hat in der FDP zuletzt eine "lähmende Müdigkeit" festgestellt, die ihm nach eigenen Angaben zugesetzt hat: " Früher haben wir mit zwei Leuten in der Fraktion mehr gemacht als heute fünf Leute." Seiner Ansicht nach müsste mit fünf Personen in der Stadtvertretung "ganz anders reingehauen" werden. Der mangelnde Elan habe ihn gefrustet und gleichzeitig bewogen, zur CDU überzutreten. Schon vorher habe er freundschaftliche Beziehungen zu einigen CDU-Leuten gepflegt, im Übrigen gebe es zwischen CDU und FDP keine großen Gegensätzlichkeiten. Dass die CDU im Gegensatz zur FDP einen Autobahnzubringer will, stört ihn nicht. Das sei derzeit überhaupt kein Thema, später werde er sicherlich in Entscheidungsprozesse einbezogen. "Die CDU hat die größere logistische Durchschlagskraft", glaubt Uwe Matthes. "Ich werde in der Partei zunächst auf Sparflamme mitarbeiten." Seine Tätigkeit als selbstständiger Vermögensberater erlaube ihm derzeit nicht, als aktiver Kommunalpolitiker zu wirken.

Norderstedts FDP-Chefin Marlis Krogmann kontert: "In der FDP wollte ihn keiner haben, weil Uwe Matthes zu dominant ist." Sie habe in der Vergangenheit gut mit ihm zusammengearbeitet, seine Cleverness und seinen Esprit geschätzt. Aber es habe auch andere Seiten gegeben. "Wenn er nicht sofort den gewünschten Posten bekommt, tritt er aus der Partei aus." Der Hintergrund: Uwe Matthes hatte sich angeboten, stellvertretendes Ausschussmitglied zu werden, die Partei entschied sich aber für einen anderen. Marlis Krogmann: "Ein wirklich Liberaler verlässt die Partei nicht, wenn er nicht seinen Willen bekommt." Sie unterstellt Uwe Matthes ein "unfaires Spiel", zumal er noch selbst am Wahlprogramm der FDP mitgearbeitet habe.

Die Arbeit in der neuen FDP-Fraktion bezeichnet die FDP-Vorsitzende als gut und konstruktiv. Aber früher hätten nur zwei Personen ihre Meinung gesagt, heute müssten fünf Leute befragt werden. "Uwe Matthes hätte die Chance gehabt, wieder Fraktionsvorsitzender zu werden."

Neben Uwe Matthes haben in den vergangenen Wochen zehn weitere Personen die FDP verlassen. Drei wurden nach Angaben von Marlis Krogmann wegen fehlender Beiträge aus der Partei geschmissen, zwei sind verzogen, eine Person verstorben, zwei haben die Partei ohne Begründung verlassen. "Den Austritt von zwei weiteren Mitgliedern bedauere ich aufrichtig", sagt sie. Derzeit habe die FDP 59 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 49,5 Jahren.