Opfer Trayanka A. wurde für mehrere Stunden an einen älteren Mann vemietet, der sie auch schlug.

Bad Bramstedt/Neumünster. Vor dem Schöffengericht in Neumünster wurde der Prozess gegen Redzep A. (37) aus Mazedonien und Emiliya P (38) aus Bulgarien fortgesetzt. Sie sollen einer bulgarischen Verwandten von Emiliya P. vor drei Jahren zur Einreise nach Deutschland verholfen und sie in Bad Bramstedt und Rickling zur Prostitution gezwungen haben.

Das Opfer Trayanka A. (24) hält sich in Bulgarien versteckt und ist nach Drohungen gegen sie und ihre Kinder nicht mehr zu einer Aussage bereit. Versuche, sie zum Gerichtstermin zu laden, waren erfolglos.

Neue interessante Details lieferten jetzt eine Zeugenaussage des LKA-Beamten Torsten B. (53) aus Kiel, der federführend mit den Ermittlungen betraut war.

Nach seiner Aussage steckt hinter der ganzen Sache eine Organisation, die Frauen aus Bulgarien nach Deutschland holt und der Prostitution zuführt. Die Grenzbeamten werden häufig bestochen, auch im Fall von Trayanka A., bei der die Papiere nicht in Ordnung waren und die Ausreise erst im dritten Anlauf gelang. Die Frauen werden schon auf der Fahrt im Kleinbus streng bewacht.

In Deutschland werden ihnen Ausweispapiere und Geld abgenommen. Da sie meistens die deutsche Sprache nicht beherrschen, sind sie ihren Peinigern hilflos ausgeliefert, so auch im Falle von Trayanka A. Üblich ist es dann, dass den Frauen Reizwäsche gekauft wird, dann werden sie in sexuelle Praktiken eingewiesen. Trayanka A. hatte in Deutschland als Bedienung in einem Restaurant arbeiten wollen. Die Angeklagte Emiliya P. kaufte mit ihr Kosmetika und Reizwäsche und präsentierte ihr eine Rechnung über 2700 Euro - Schulden, die sie als Prostituierte abarbeiten sollte.

Der Zeuge Torsten B. beschreibt Trayanka A., die er selbst verhörte, als "psychisch völlig fertig". Die 24-Jährige wurde nach ihrer Aussage vor der Polizei mehrmals für mehrere Stunden an einen älteren Mann vemietet, der sie schlug und sexuelle Handlungen an ihr vornahm, die ihr zuwider waren. Mit Schlägen und Drohungen gegen ihr damals zweijähriges Kind wurde Trayanka A. auch zum Analverkehr gezwungen.

Nachdem sich Trayanka A. geweigert hatte, an einer Stange zu tanzen, wurde sie geschlagen, eingesperrt und bekam tagelang kein Essen. Als sie dann erfuhr, dass sie wieder zu dem älteren Mann sollte, gab ihr die Verzweiflung die Kraft, sich zu befreien. Ziellos lief sie dann durch Bad Bramstedt und vertraute sich schließlich einer Prostituierten an, die sie zur Polizei brachte.

Telefonüberwachungen ergaben, dass die Hauptbeschäftigung des Angeklagten Redzep A. darin bestand, dem "weißen Haus", einem Bordell in Bad Bramstedt, neue Frauen zu liefern, die er hin- und herfuhr, ihre Einnahmen kontrollierte und ihnen das Geld abnahm.

Der Prozess wird am 29. Juni mit den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung fortgesetzt.