Die Mehrheit der Gemeindevertreter stuft Paintball als Sport ein, der Gewaltbereitschaft nicht fördert.

Henstedt-Ulzburg. In Henstedt-Ulzburg wird heftig diskutiert: Hat Paintball im Ort eine Daseinsberechtigung? Die Politiker diskutierten ebenfalls - und sie schufen Fakten: Ja, diese Art von Freizeitbetätigung darf hier stattfinden. Demnächst sogar auf drei Feldern. Denn hinter verschlossenen Türen fand sich während der Gemeinderatssitzung am Dienstag eine Mehrheit für einen Pachtvertrag mit der Firma Neon-Paintball, die im nördlichen Bereich des Kirchweges ein Open-Air-Feld einrichten möchte.

Es dürfte keinen anderen Ort in Norddeutschland geben, in dem so viel Paintball gespielt wird. Die Spieler reisen zum Teil weit an, um hier zu spielen: Die Paintball-Halle an der Gutenbergstraße und das Painball-Feld an der Straße Siebenstücken sind zumindest an den Wochenenden ausgebucht, wer spielen will, muss sich Wochen vorher anmelden. Zwei Unternehmer betreiben Halle und Feld unabhängig voneinander und machen offenbar gute Geschäfte.

Über das Für und Wider von Paintball in Henstedt-Ulzburg wird zum Beispiel im Bürger-Forum auf der Homepage der Gemeinde Henstedt-Ulzburg diskutiert. Die Wählergemeinschaft (WHU) hatte das Thema angestoßen: Sie schlug vor, mit der Firma Neon-Paintball keinen Pachtvertrag abzuschließen, und den Vertrag mit dem Paintball-Unternehmer Rudi Gerlach, der das Spielfeld Siebenstücken betreibt, zu kündigen. Die FDP konterte öffentlich und forderte Gesinnungsfreiheit ein.

Vor der Abstimmung im Gemeinderat gab es keinen Fraktionszwang. Hinter verschlossenen Türen fand sich nach längerer Diskussion schließlich eine Mehrheit für einen Pachtvertrag mit Neon-Paintball. "Ich kann nicht entscheiden, ob Paintball zu den gefährlichen Aktivitäten gehört oder nicht", sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Ostwald. "Grundsätzliche Fragen sind nicht geklärt, und auch die Bundespolitiker haben sich vor einer Entscheidung gedrückt." Die WHU hatte Paintball vor dem Hintergrund des Amoklaufes an einer Schule in Winnenden als einen Sport eingestuft, der Gewaltbereitschaft fördern könne und auf entsprechende Gutachten verwiesen. Die FDP zitierte einen anderen Gutachter, der Paintball als weitgehend harmlose Freizeitbeschäftigung für erwachsene Menschen einstuft.

Jetzt darf die Firma Neon-Paintball auf einer etwa 10 000 Quadratmeter großen Fläche ganz in der Nähe des Tierheims am Kirchweg ein Paintball-Feld einrichten. Die Gemeinde verpachtet das Grundstück, kann den Pachtvertrag aber unter Einhaltung von Kündigungsfristen jederzeit kündigen, wenn ein Unternehmen Interesse zeigt, sich dort anzusiedeln. Aber: Dem Paintball-Unternehmen wird ein Vorkaufsrecht eingeräumt.