Kritiker befürchten Eingriff in die Ökologie der Kiesseen. Am Montag entscheidet der Aufsichtsrat der Gartenschau-Gesellschaft.

Norderstedt. Nun wird es doch die "große" Badlösung für die Landesgartenschau 2011 in Norderstedt geben. Die CDU hat im Aufsichtsrat den Antrag gestellt, die ursprünglichen Pläne für das Naturbad wieder aufzunehmen. Das Gremium wird am Montag, 22. Juni, darüber entscheiden - wobei der Beschluss Formsache sein dürfte, da die Befürworter in der Mehrheit sind.

Die ursprüngliche Variante sieht einen großzügigen Strand mit Flachwasserzone für kleine Kinder vor, für den ein Teil des kleinen Sees zugeschüttet werden soll. Diesen Plan lehnen SPD, Grüne Alternative Liste in Norderstedt (GALiN) und Die Linke ab. Da sie bisher zum Wechsel der Stadtvertreterin Naime Basarici von der SPD-Fraktion zur CDU die Mehrheit hatten, hatten sich Politiker und die Stadtpark Norderstedt GmbH auf einen Kompromiss geeinigt: Der Strandbereich wird schmaler, der kleine See und damit das Rückzugsrevier für die Tiere bleibt erhalten.

"Diese Lösung würde bedeuten, dass die Leute überall wild baden, weil es keinen vernünftigen Strandbereich gibt", sagt CDU-Fraktionschef Günther Nicolai. Die Landesgartenschau-Gesellschaft geht davon aus, dass an Spitzentagen bis zu 3000 Badegäste das Naturbad nutzen würden. Einen solchen Andrang könne das jetzige Modell nicht verkraften. Das würde dazu führen, dass die Sonnen- und Wasserfans sich rund ums Ufer niederlassen und baden gehen. "Und das können wir schon aus Sicherheitsgründen nicht zulassen, weil dann die nötige Aufsicht nicht möglich ist. Gerade kleine Kinder sollte man schon im Auge haben", sagt Nicolai.

Er plädiert für ein geordnetes Bad- und Strandleben, dass die ursprüngliche Variante garantiere. Dieses Modell biete weitere Vorteile: Es könnten Toilettenhäuschen und eventuell ein Kiosk aufgestellt werden. Zudem könne eine Flachwasserzone angeschüttet werden. "Da das Ufer überall relativ schnell steil abfällt, ist ein solcher Bereich für Familien mit kleinen Kindern besonders wichtig", sagt der CDU-Fraktionschef.

Kritik an der nun wieder angestrebten "großen Lösung" kommt von Herwig Niehusen, Vorsitzender des BUND Norderstedt: "Mit dem kleinen Kiessee würde eines der bedeutendsten Amphibiengewässer zugeschüttet, nur um eine groß dimensionierte Liegewiese zu schaffen." Die Stadt könne die Landesgartenschau kaum unter dem Motto "Ideen in der Natur" verkaufen, wenn sie zum wiederholten Mal "in schwerwiegender Weise in die Ökologie der beiden Kiesseen eingreife und damit erneut eine landesweite öffentliche Debatte um den Stellenwert des Naturschutzes in Norderstedt" auslöse.

Die Grüne Alternative Liste in Norderstedt (GALiN) teilt die Kritik: "Wir haben uns immer gegen eine große Badeanstalt ausgesprochen. Dafür müsste der halbe nördliche See zugeschüttet werden", sagt GALiN-Stadtvertreterin Maren Plaschnick. Gerade dieser Seeteil zeige besonders schützenswerte Natur, die die GALiN auch nachfolgenden Besucher-Generationen erhalten möchte. Schon der Bau des großen Naturbades, für den erneut von Land aus gebaggert werden müsste, hätte fatale Folgen für Fauna und Flora.

Nicolai weist die Kritik zurück: "Diese Bad-Variante ist genauso wie der Einsatz des Baggers auch aus Umweltsicht geprüft und genehmigt worden." Im Übrigen schätze er die Arbeit der Naturschützer durchaus, aber: "Die Menschen müssen die Möglichkeit haben, ihre Freizeit vernünftig zu gestalten."