Naime Basarici, die von der SPD-Fraktion zur CDU wechselte, verhilft Christdemokraten und FDP zur Mehrheit in der Stadtvertretung - und wird für ihren Schritt massiv kritisiert.

Norderstedt

Die erneute Diskussion um die Schulpolitik nutzten SPD, Grüne Alternative Liste in Norderstedt (GALiN) und Die Linke in der Stadtvertretung zur persönlichen Abrechnung mit Naime Basarici, die sich heftigen Vorwürfen ausgesetzt sah. Die 36-Jährige hatte die SPD-Fraktion verlassen und war zur CDU gewechselt - ein Wechsel, der das linke Lager die Ein-Stimmen-Mehrheit kostete. Die haben nun CDU und FDP.

Beide nutzten die überraschend wieder gewonnene Macht auch für eine schulpolitische Kehrtwende. Sie hoben die Beschlüsse der "Linken" wieder auf und setzten ihre ursprünglichen Pläne in Kraft. Danach bleiben die vier Norderstedter Gymnasien erhalten. Die Gesamtschule Lütjenmoor wird Gemeinschaftsschule mit eigener Oberstufe. Diese Vorgaben waren unstrittig. Die Hauptschule Falkenberg soll als Regionalschule mit verpflichtendem Ganztagsunterricht weitermachen, die benachbarte Realschule Harksheide als Gemeinschaftsschule ohne gymnasiale Oberstufe. Die Haupt- und Realschule Friedrichsgabe werden zu einer Regionalschule fusioniert, die Haupt- und Realschule im Schulzentrum Süd zu einer Gemeinschaftsschule ohne Oberstufe. Die Realschule Garstedt wird Regionalschule.

Nach den Plänen von SPD, GALiN und Die Linke wären die beiden Friedrichsgaber Schulen zu einer Gemeinschaftsschule zusammengelegt worden, die Hauptschule Falkenberg und die Realschule Garstedt zu einer Regionalschule mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht. Die künftige Gemeinschaftsschule Harksheide sollte eine eigene Oberstufe bekommen. "An der Realschule Harksheide wurden 74 Kinder angemeldet, weil die Schule nach dem bisherigen Beschluss zum kommenden Schuljahr eine Gemeinschaftsschule mit eigener gymnasialer Oberstufe werden sollte", sagte SPD-Stadtvertreterin Katrin Fedrowitz. Im zuständigen Ausschuss im Januar 2008 hätten sich Lehrer, Eltern und Schüler für ein solches Modell ausgesprochen. "Wenn die CDU das ablehnt, sieht man ja, wie sie es mit dem Elternwillen hält", sagte Fedrowitz.

"Die Anmeldezahlen sind nur so hoch, weil andere Schulen keine Schüler mehr aufnehmen konnten", sagte CDU-Fraktionschef Günther Nicolai. Entscheidend für eine eigene Oberstufe sei, wie viele Schüler in Klasse acht voraussichtlich Abitur machen werden. Daher müsse jetzt noch nicht über einen gymnasialen Abschluss entschieden werden.

"Den Bau von Oberstufenräumen müsste die Stadt bezahlen, und das wären enorme Kosten,", sagte FDP-Stadtvertreter Tobias Claßen. Er hält die jetzt beschlossene Schullandschaft mit je drei Gemeinschafts- und Regionalschulen für ausgewogen. So könne Norderstedt allen Jugendlichen gerecht werden.

Für die Linke und die GALiN machen Gemeinschaftsschulen nur Sinn, wenn sie auch über eine eigenständige gymnasiale Oberstufe verfügen. "Es ist der persönlichen Schwäche und dem Wankelmut einer einzelnen Stadtvertreterin zu verdanken, dass wir künftig drei statt nur eine dieser altmodischen Regionalschulen haben", sagte Ariane Last (GALiN).

SPD-Fraktionschef Johannes Paustenbach übte inhaltliche Kritik an Fraktionswechslerin Basarici: "Als jemand, der in der Integrationsarbeit tätig ist, weißt du, dass die Gemeinschaftsschule die beste Schulform ist, um Defizite durch Herkunft auszugleichen."

Drastisch machte Miro Berbig von der Linken seinem Ärger Luft: "Sie hat die anvertraute Macht, die sie durch die Wähler der SPD und den SPD-Ortsverein erhalten hat, zu ihrem persönlichem Vorteil genutzt. Das nennt Transparency International Korruption."

Tumulte und Buhrufe waren die Folge. CDU-Fraktionschef Nicolai forderte von Stadtpräsidentin Kathrin Oehme: "Ich erwarte, dass sie Herrn Berbig zur Ordnung rufen und verwahre mich gegen den Vorwurf der Korruption." Oehme appellierte an Berbig, bei der Sache zu bleiben, niemand sei hier korrupt.

Naime Basarici nahm die verbalen Attacken äußerlich gelassen hin: "Ich habe Kritik erwartet, aber nicht derartig persönliche Vorwürfe." Die hätten sie schon aufgewühlt, und sie habe zu Hause erst weit nach Mitternacht zur Ruhe gefunden.