Das Kampfspiel verherrliche Gewalt, sagt die Wählergemeinschaft. Ist aber ein lukratives Geschäft, wie die große Nachfrage zeigt. Die beiden Anlagen in der Gemeinde sind gut gebucht.

Henstedt-Ulzburg. Drei Monate nach dem Amoklauf von Winnenden hat die Bundesregierung eine Verschärfung des Waffenrechts auf den Weg gebracht. Die Forderung nach einem Verbot von Kampfspielen wie Paintball ist allerdings vom Tisch. Trotzdem steht Paintball in Henstedt-Ulzburg zur Diskussion: Die Gemeinde hat mit einem Paintball-Betreiber einen Nutzungsvertrag über ein Grundstück im Gewerbepark Nord geschlossen - die Wählergemeinschaft (WHU) will die Kündigung dieses Vertrages und hat eine politische Diskussion darüber angestoßen.

Paintball-Unternehmer Rudi Gerlach betreibt auf der Fläche an der Straße Siebenstücken eine Anlage, auf der sich nahezu täglich Fans dieses "Sports" treffen, um mit Farbkugeln aufeinander zu schießen. Die Teilnehmer zahlen 40 Euro pro Person und Spiel und müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Meistens sind hier zwei Mannschaften mit je zehn Spielern aktiv. Verpächter der Fläche im Gewerbegebiet ist die Gemeinde.

Offenbar ist Paintball ein einträgliches Geschäft, denn nicht nur diese Fläche ist gefragt, sondern auch die Paintball-Halle in der ehemaligen Tischlerei von Werner Hesebeck an der Gutenbergstraße, die nur wenige hundert Meter von der Open-Air-Anlage entfernt ist. Die Betreiber sind jedoch nicht identisch. Henstedt-Ulzburg hat sich zu einer norddeutschen Paintball-Hochburg entwickelt.

Für die WHU ist Paintball alles andere als ein "Freizeitspaß", bei dem sich Menschen mit Farbmunition gegenseitig beschießen. "Das ist fast schon ein Kriegs-Szenario", stellt Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah entschieden fest. "Wir betrachten diese Art von Freizeitgestaltung in einer Zeit, in der über die Risiken der Gewaltverherrlichung in Computerspielen und über die mögliche Verhinderung von Amokläufen nachgedacht wird, sehr, sehr kritisch."

Die Politiker der WHU stehen mit ihrer Ansicht nicht alleine da, obwohl die Bundesregierung Paintball nicht verbieten will. In der vergangenen Woche hat das Amt Klützer Winkel in Nordwestmecklenburg den Betrieb eines Paintball-Parks in Rolofshagen mit der Begründung verboten, dass dieses Kampfspiel "die Würde des Menschen missachtet und gegen das Grundgesetz verstößt". Paintball wurde als "unzulässiges Gewerbe" eingestuft.

In Henstedt-Ulzburg soll hingegen noch ein weiteres Paintball-Feld hinzukommen. Neben der Freianlage an der Straße Siebenstücken will die Firma Neon Paintball, die an der Gutenbergstraße in der alten Hesebeck-Halle tätig ist, Spielmöglichkeiten auf einer Außenfläche schaffen. Das teilt die Verwaltung mit. Welche Möglichkeiten hat Henstedt-Ulzburg, um sich gegen eine Paintball-Welle zu wehren? Falls das politisch überhaupt gewünscht ist. Die Gemeinde könnte den entsprechenden Nutzungsvertrag ohne Angabe von Gründen mit einer Frist von drei Monaten zum Ende des jeweiligen Kalenderjahres kündigen. "Aus wichtigem Grund" ist eine Kündigung unter Einhaltung einer Frist von drei Monaten zum Quartalsende möglich. Ein "wichtiger Grund" läge zum Beispiel vor, wenn die Gemeinde diese Fläche verkaufen könnte. Wahrscheinlich wird Paintball zum Thema während der nächsten Gemeinderatssitzung. Weil es sich um eine Grundstücksahngelegenheit handelt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Während Paintball-Unternehmer Rudi Gerlach, ein gebürtiger Engländer, diese Art der Freizeitbeschäftigung verteidigt ("Meine Oma und meine Tante haben auch Paintball gespielt"), reagierte die Firma Neon Paintball an der Gutenbergstraße mit Beschimpfungen auf den Versuch, eine Stellungnahme zu bekommen.