Bad Segelberg

Vor 45 Jahren betrat er zum ersten Mal das Segeberger Rathaus an der Lübecker Straße. Damals begann Hans-Joachim Hampel seine Verwaltungslehre. Morgen verlässt er es wieder - als Bürgermeister a. D. Nach sechs Jahren Dienstzeit hatte er sich nicht zur Wiederwahl gestellt. Mit 61 Jahren will Hans-Joachim Hampel in den Ruhestand gehen.

Der Job als Bürgermeister der Kreisstadt ist ein ganz besonderer. Denn Kraft seines Amtes ist der Verwaltungschef Aufsichtsratsvorsitzender der Kalkberg GmbH - und damit auch Chef der Karl-May-Spiele. Eine Rede vor 10 000 Besuchern zu halten, damit werden die Bürgermeister anderer deutscher Kleinstädte eher nicht konfrontiert. Hans-Joachim Hampel entledigte sich dieser Aufgabe seit 2003 jeweils zur Eröffnung der Spiele mit Charme, Takt und einer gehörigen Portion Witz.

Die Karl-May-Spiele haben es dem Verwaltungsfachmann überhaupt angetan. "Es ist schon ein geiles Gefühl, so hautnah mit den ehrlich arbeitenden Schauspielern in Kontakt zu kommen", stellte Hampel kürzlich beim Empfang für das Karl-May-Ensemble 2009 fest. Für einen Moment fiel er dabei aus der Rolle des Behördenmenschen und ließ sich von seinen Gefühlen mitreißen. Er habe den Umgang mit diesen Menschen sehr genossen. Überhaupt, die Karl-May-Spiele: Schon als junger Mann sei er mit Indianerkostüm und Turnschuhen bekleidet auf Werbetour in Berlin gewesen.

Für dieses Herzblut-Engagement bedankte sich das aktuelle Karl-May-Ensemble auf besondere Weise. Geschäftsführerin Ute Thienel und Winnetou-Darsteller Erol Sander überreichten dem scheidenden Bürgermeister das gerahmte Poster der Aufführung "Der Schatz im Silbersee" mit den Unterschriften aller Mitwirkenden.

2003 war Hans-Joachim Hampel überraschend als Nachfolger des glücklosen Udo Fröhlich zum Bürgermeister von Bad Segeberg gewählt worden. Im Rathaus war er zuvor bereits Amtsleiter, hatte aber vor seinem Dienstantritt als Bürgermeister das Amt Wensien geleitet. Bei allen Höhen und Tiefen, die das Bürgermeisteramt mitbringen, hat sich Hans-Joachim Hampel noch ein weiteres Denkmal gesetzt: In keinem anderen Ort im Kreis wird eine bessere Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Hampel war ein optimaler Vermarkter seiner Heimatstadt.