NZ-Redakteurin Anke Rehe berichtete am 5. Juli 1972 über den Streit um den Markt, der heute jeden Freitag hinter dem Herold-Center stattfindet und der größte Wochenmarkt in Norderstedt ist.

Ist der Garstedter Wochenmarkt bereits sechs Wochen nach seiner Premiere zum Scheitern verurteilt? Die Herold-Werbegemeinschaft hat Bürgermeister Horst Embacher aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um eine Pleite zu verhindern. Die Gemeinschaft fordert einen attraktiveren Platz für den Markt, einen günstigeren Zeitpunkt sowie ein qualitäts- und preismäßig besseres Angebot durch eine genaue Auswahl profilierter Händler. Heinz Woyke, Vorsitzender der Werbegemeinschaft: "Wir haben den Markt mit ins Leben gerufen. Es ist jetzt Sache der Stadt, den Fortbestand zu garantieren. Bisher erfüllt der Markt keinesfalls die Erwartungen. Wir waren von Anfang an dagegen, den Markt am Freitagnachmittag durchzuführen. Welche Hausfrau kauft um 14 Uhr Fisch fürs Mittagessen? Auch die Lage auf dem Adenauerplatz ist schlecht. Der Markt wird von Besuchern des Centers nicht gesehen. Außerdem sollten nur profilierte Händler kommen. Es ist falsche Eigenbrötlerei, nur Norderstedter Beschicker aufzunehmen." Die Werbegemeinschaft stützt ihre Kritik auf Aussagen von Käufern, die über mangelnde Qualität und zu hohe Preise geschimpft hätten.

Dazu Marktaufseher Johannes Martini: "Der Vorwurf, der Wochenmarkt erscheine vielen Kunden zu teuer, trifft das Herold-Center selbst. Die Händler schimpfen, dass gerade am Markttag die Geschäfte im Center ihre Waren verschleudern. Da können sie natürlich nicht mithalten. Das Angebot auf dem Markt ist auf jeden Fall groß genug. Es stimmt auch nicht, dass nur Norderstedter Händler vertreten sind. Von rund 30 Händlern kommen 20 aus umliegenden Gemeinden. Ich meine, dass sich der Markt erst richtig rumsprechen muss, dann kommen auch noch mehr Kunden."

Um den Wochenmarkt für eine breitere Masse "sichtbar" zu machen und an einem Vormittag durchführen zu können, schlug Heinz Woyke vor, ihn in die Stichstraße am Herold-Center hineinzuziehen oder ganz zu verlegen. Dann allerdings müsste der Deutsche Herold die Regie übernehmen, da er die Stichstraße von der Hamburger Hochbahn gemietet hat.

Stadtoberinspektor Klaus Nische: "Ich halte eine Verlegung schon aus Kostengründen für sehr bedenklich. Alle sanitären und technischen Voraussetzungen, die für den Wochenmarkt auf dem Adenauerplatz geschaffen worden sind, müssten neu erstellt werden. Dass der Markt nicht vormittags stattfinden kann, liegt am Einspruch des Coppernicus-Gymnasiums. Es fürchtet Lärm und will die Parkplätze vor der Schule nicht zur Verfügung stellen. Auf jeden Fall soll aber dienstags zusätzlich ein Markttag eingeführt werden."