Mit unpopulären Anordnungen zieht sich die Behörde den Zorn der Bürger zu. Verwaltungschef Dornquast stellt sich vor seine Mitarbeiter.

Henstedt-Ulburg

Tierbesitzern, denen plötzlich hohe Auflagen gemacht werden, Messeteilnehmer, die eine Reisegewerbekarte vorlegen müssen, Geldbußen für Firmen, die ihre Werbung nicht sofort beseitigen: Die Beschwerden über das Ordnungsamt der Gemeinde Henstedt-Ulzburg häufen sich. Unfreundliche Behandlung und Überregulierung sind die Regel, sagen die Betroffenen. Im Rathaus wird auf die Gesetzeslage verwiesen. Aber auch Ortspolitiker müssen sich mit Beschwerden gegen das Ordnungsamt auseinandersetzen.

Auslöser für die vielen Proteste gegen das Ordnungsamt ist ein Bericht in der Norderstedter Zeitung über Magda Lentfer und ihr Kaninchen "Muckel": Die ehemalige Bäuerin muss 175 Euro an die Behörde zahlen, weil das Ordnungsamt nach einer Anzeige von Tierschützern eine Amtstierärztin aus Bad Segeberg nach Henstedt-Ulzburg bemüht hatte. Die stellte fest, dass "Muckels" Käfig zu klein war.

Leidtragender der Aktion ist auch der Verein Tierschutz Westerwohld. "Wir wurden von vielen Anrufern derbe beschimpft", sagt die Vorsitzende Sylvia Rückert. "Dabei haben wir mit dieser Geschichte gar nichts zu tun, von uns hat niemand Anzeige erstattet." Der Tierschutzverein hätte sogar zu einer gütlichen Regelung beitragen können: "Wir hätten Frau Lentfer einen maßgerechten Käfig zur Verfügung stellen können." Magda Lentfers neuer Kaninchenkäfig ist dem Ordnungsamt, wie berichtet, immer noch nicht groß genug, obwohl sie in einem Fachgeschäft beraten wurde. "Die Sache macht mich jeden Tag kranker", sagt sie. Keinesfalls will sie noch einen Stall kaufen. Inzwischen hat das Fernsehen den Fall aufgegriffen.

Ein ähnliches Erlebnis hatte Norbert Schmuck, der eine Gärtnerei an der Götzberger Straße betreibt. Während der Osteraustellung hatte er in seinem Geschäft ein etwa einen Quadratmeter großes Gehege für zehn sechs Wochen alte Kaninchen aufgestellt. "Ich züchte seit 40 Jahren Kaninchen und weiß genau, dass dieses Gehege groß genug und artgerecht ist." Norbert Schmuck wurde beim Ordnungsamt angezeigt, das darauf verfügte, die Hälfte der Tiere hinauszunehmen und einen Unterschlupf für die restlichen Kaninchen hineinzustellen. Ihn ärgert die Art der Behandlung: "Da kamen zwei Frauen vom Ordnungsamt, die null Ahnung von Tierhaltung hatten." Er fügte sich den Anordnungen, ist aber immer noch der Meinung, dass er im Recht war.

Siegfried Bludszus verkauft in seiner Zoohandlung an der Beckersbergstraße unter anderem Fische für Teiche und Aquarien. 17 Jahre lang lief alles perfekt, dann trat das Ordnungsamt auf den Plan und forderte von ihm eine Fachprüfung nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes. Anderenfalls drohe ein Verkaufsverbot. Siegfried Bludszus, der unter Kennern der Materie bis dahin als absoluter Fachmann auf seinem Gebiet galt, weigerte sich und stellte den Verkauf für drei Monate ein. Inzwischen hat er die Auflagen der Ordnungsbehörde erfüllt. "Alle waren glücklich und zufrieden bis das Ordnungsamt auf der Bildfläche erschien", sagt der Geschäftsmann, der sich auch über den Umgangston der Behördenmitarbeiterin ärgerte.

Die Organisatoren der "Messe für die Frau", die seit 1999 zweimal pro Jahr im Bürgerhaus stattfand, schimpfen ebenfalls auf das Ordnungsamt und sprechen von "Bürokratie pur". Nach etwa 15 Messen verlangte die Behörde von allen Teilnehmern einen Reisegewerbeschein. Die Kosten dafür liegen zwischen 45 und 300 Euro. Die Aussteller konnten und wollten diese Auflage nicht erfüllen - die Folge: Die Frauenmesse wurde eingestellt. Sie soll jetzt in einem anderen Ort stattfinden.

Die Organisatoren der Traditionsveranstaltung "Auto und Möbel" in der Gutenbergstraße ärgerten sich, weil ihnen ein Bußgeldbescheid über eine vierstellige Summe ins Haus flatterte: Sie hatten vergessen, unmittelbar nach der Veranstaltung ein Werbebanner zu entfernen.

Bürgermeister Volker Dornquast stellt sich vor seine Mitarbeiter im Ordnungsamt. "Alle Entscheidungen entsprechen der aktuellen Rechtslage, darüber gibt es keinen Zweifel." Volker Dornquast kommt angesichts der Gesetzesfülle allerdings ins Grübeln: "Vieles ist grenzlastig, es wird sicher zu vieles gesetzlich geregelt, trotzdem müssen wir auf Anzeigen reagieren; das ist ein Teufelskreis."