Das Ehepaar lebte in einem alten Haus neben Weinbauern und Lavendelfeldern. Die beiden erfüllten sich einen Traum.

Bad Bramstedt

Leben wie Gott in Frankreich: Wer hat nicht schon davon geträumt, im französischen Süden in einem alten Gemäuer ein beschauliches Leben zu führen? Mitten zwischen sanften Hügeln am Rande von Lavendelfeldern, mit Weinbauern in der Nachbarschaft? Von den Träumen vieler Menschen leben Reiseveranstalter und Buchautoren, aber das Bramstedter Ehepaar Franzen hat nicht nur geträumt, sondern diesen Traum auch gelebt: 27 Jahre in Südfrankreich in einem beschaulichen Dörfchen am Rande der Provence in der Region Languedoc-Roussillon. Franz Franzen (76) war dort als freischaffender Maler tätig, seine Bilder wurden in ganz Frankreich ausgestellt.

Wenn Franz Franzen und seine Frau Helga (72) heute im Wohnzimmer ihres Häuschens in der Bramstedter Parkstraße sitzen, ist die Vergangenheit zum Greifen nahe: Überall im Haus hängen Bilder, die in den fast drei Jahrzehnten in Frankreich entstanden sind. Sie zeugen von einem Abenteuer, das von situierten Menschen mit einer gesicherten Existenz kaum zu begreifen ist.

Ende 40 war Franz Franzen, als er sein bürgerliches Leben aufgab und mit seiner Frau nach Frankreich zog. Das Haus in Tangstedt-Wilstedt, der gute Job als Grafiker - alles hängten die Franzens an den Nagel, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Ohne Kenntnisse der französischen Sprache, aber mit viel Liebe für Frankreich im Herzen brachen beide 1980 auf, um ein neues Leben zu beginnen. In Norddeutschland hatte sich Franz Franzen als Maler bereits einen Namen gemacht.

Mit dem Erlös des Hausverkaufs erstand das Ehepaar in dem 200-Einwohner-Dorf Baron, unweit von Uzès, ein bezahlbares altes Steinhaus als direkte Nachbarn von Weinbauern, denen sie gleich zu Beginn ihres Aufenthaltes bei der Ernte halfen und so ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis herstellten. "Als Lohn gab es diverse Flaschen Wein", erinnert sich das Ehepaar. Ein Makler mit deutschen Sprachkenntnissen hatte ihnen bei der Suche nach dem Haus geholfen.

Franz Franzen stürzte sich sofort in die Arbeit, malte, inspiriert von dem Licht und der Landschaft des Südens, knüpfte Kontakte zu Galeristen, lud Touristen und Einheimische per Handzettel in sein Haus ein und lernte zusammen mit seiner Frau endlich die Sprache des Landes, das zu ihrer zweiten Heimat werden sollte. Die ersten Jahre waren nicht leicht, obwohl es eine kleine finanzielle Reserve im Hintergrund gab "Wir konnten uns die Prämien für die Krankenversicherung nicht leisten", sagt Helga Franzen, die für die "kaufmännische" Seite des "Projektes Südfrankreich" verantwortlich war. Die Folge: Acht Jahre lebten die Franzens ohne Krankenversicherung. Sie überstanden diese Periode unbeschadet und freuten sich über ihr neues, ungebundenes und unkonventionelles Leben, das sie übrigens oft mit ihren beiden Kindern teilten, die regelmäßig zu Besuch kamen. "Die Franzosen sind Meister der Improvisation, das haben wir uns gut angeeignet."

Franz Franzen war produktiv, verkaufte viele Bilder und gab Malunterricht. Helga Franzen verkaufte provenzalische Tischdecken oder Keramikarbeiten - oft in Zusammenhang mit den Ausstellungen ihres Mannes.

Den Lebensabend will das Ehepaar allerdings in Bad Bramstedt genießen. "Wir stecken den Kopf jetzt wieder in norddeutsche Wolken und sind sehr zufrieden hier." Das Haus in Baron ist verkauft, die Erinnerungen sind unvergänglich.