Am Sonntag kommen die Kieler Störche nach Norderstedt. Polizei bereitet sich mit 150 Beamten auf erneuten Großeinsatz vor. SPD bringt das Thema im Sportausschuss zur Sprache.

Norderstedt

Wenn am Sonntag (10. Mai) die Fans der Kieler Störche - vermutlich zu Hunderten - zum Regionalliga-Fußballspiel HSV II gegen Holstein Kiel in Garstedt landen werden, herrscht am und im Edmund-Plambeck-Stadion erneut Ausnahmezustand. Und auf die Anwohner der Straßen rund ums Stadion von Eintracht Norderstedt kommen neuerlich "nicht mehr erträgliche" Belastungen zu. Davon jedenfalls geht die Norderstedter SPD aus, die die jüngste Kontroverse (die Norderstedter Zeitung berichtete) um die Gastspiele der zweiten Mannschaft des großen HSV auf hiesigem Terrain zum politischen Thema macht: Die Genossen werden morgen im Ausschuss für Schule und Sport (Beginn der Sitzung ist um 18.30 Uhr im Rathaus/Sitzungsraum 2) eine offizielle Anfrage an die Stadtverwaltung stellen.

Die SPD will unter anderem wissen, "welche Möglichkeiten für die Stadt Norderstedt bestehen, dem HSV II eine weitere Nutzung zu untersagen, sofern der HSV II (in Kooperation mit dem gegnerischen Verein) zukünftig nicht sicherstellt, dass polizeibekannte Gewalttäter nicht in das Stadion gelangen beziehungsweise sich nicht im unmittelbaren Umfeld aufhalten". Auch möchten die Sozialdemokraten offenlegen lassen, welchen Betrag der HSV II für die Pacht/Miete des Stadions (an Eintracht Norderstedt) zu zahlen hat. Und wie hoch die Ausgaben der Stadt waren, um das Stadion an der Ochsenzoller Straße vor Beginn der Spielzeit regionalligatauglich zu machen. Der HSV hatte sich bei Eintracht eingemietet, weil die Sicherheitsvorkehrungen am Spielort Hagenbeckstraße nicht ausreichend waren und die Verlegung der Viertligaspiele in die Nordbank-Arena dem Großverein immense Mehrkosten beschert hätte.

"Es stimmt, dass es seinerzeit eine politische Zustimmung zur Kooperation zwischen Eintracht und dem HSV gegeben hat", sagt SPD-Stadtvertreter Thomas Jäger, "aber man muss jetzt auch die Belastungen sehen." Jäger und seine Fraktionskollegen glauben, dass die Steuerzahler nicht nur die Kosten für die Großeinsätze der Polizei bezahlen müssen, sondern dass die Öffentlichkeit auch für die Kosten der verkehrstechnischen Maßnahmen aufkommt. Es sei ein "interessantes Schauspiel", so Jäger, wenn die geballte Masse gegnerischer Fans in Garstedt anrolle, "ich kann verstehen, wenn Anwohner das beängstigend finden."

Während des Spiels HSV II - Sachsen Leipzig war es im Stadion zu gewalttätigen Auseinandersetzungen der Sachsen-Fans mit den Ordnungshütern gekommen. Die Norderstedter Polizei um deren Leiter Dieter Aulich hat am Montag damit begonnen, sich generalstabsmäßig auf das Spiel gegen den Tabellenführer Holstein Kiel (Anpfiff ist um 14 Uhr) vorzubereiten. Man werde wieder mit bis zu 150 Beamten im Einsatz sein, kündigte Aulich an. Eine Unbekannte im Kalkül der Ordnungshüter ist, ob die Fans der Kieler organisiert mit Bussen, oder eher grüppchenweise mit Pkw anreisen. Auch Aulich geht davon aus, dass bis zu 1000 Anhänger den Spitzenreiter nach Norderstedt begleiten könnten.

Besondere Brisanz hat die jüngste Niederlage der Kieler (61 Punkte) gegen Halle (59 Punkte) ergeben. Beide Mannschaften wetteifern um Meisterschaft und Drittligaaufstieg. Und beide sind noch beim HSV zu Gast, Tabellenführer Kiel an diesem Wochenende, der Tabellenzweite Hallesche FC am 17. Mai. Und das vor dem Hintergrund, dass die HSV-Kicker selbst jeden Punkt benötigen, um die Klasse zu halten.

Die Polizei hat mit Blick auf die Großveranstaltung einen "mehrstufigen Plan" (Aulich). Dieser sieht unter anderem eine Sperrung der Straße Scharpenmoor vor. "Der Parkraum wird knapp", sagt der Polizeichef, "das hat Auswirkungen auf die Anwohner. Aber das war bei solchen Sportveranstaltungen immer schon so."

Vor mehreren Häusern im Umfeld des Plambeck-Stadions sind, demonstrativ, große Fahnen mit der Raute gehisst. Garstedter zeigen buchstäblich Flagge für den HSV. Dirk Leibinger (38) aus der Straße Scharpenmoor zählt sich nicht zu den Fußball-Fans, sieht aber im Import der HSV-Regionalligaspiele "grundsätzlich nichts Schlimmes": "Das schmückt Norderstedt." Allerdings fordert der Anlieger mit Blick auf die Verkehrs- und Parksituation: "Die Organisation muss verbessert werden. Einmal war alles so zugeparkt, dass ich nicht mehr aus meiner Ausfahrt kam", sagt der Anlieger der Wohnstraße. Ein anderes Mal hätten ihn Ordner nicht in die gesperrte Straße einfahren lassen.