Die Clubmitglieder treffen sich alle 14 Tage in der Jürgen-Fuhlendorf-Schule. Auch Gäste sind willkommen.

Bad Bramstedt

Lars (15) hat Kühe an die Schienen gestellt. Laura (11) bastelt an einer Szenerie mit Berg, See und Jagdhütte - Romantik pur mit Gleisanschluss. Mal rauscht eine Dampflok mit Schnellzug-Wagen im Design der 50er-Jahre heran, kurz darauf folgt ein kleiner ICE. Auch Güterzüge und Triebwagen für den Nahverkehr sind unterwegs. Warum Kühe? "Diese Idee hat mir spontan am besten gefallen", sagt Lars. "Hier kann ich mir selbst eine Welt erschaffen."

Zwar geht es nur um den Maßstab 1 zu 160 (Spur N), doch Lars ist begeistert von der kleinen Idylle Marke Eigenbau am Schienenstrang. "Dabei kann man ein kleines bisschen Gott spielen", sagt der 15-Jährige von der Bramstedter Jürgen-Fuhlendorf-Schule, die vermutlich weit und breit das einzige Gymnasium mit eigener Modellbahn ist. Vor zehn Jahren begannen die ersten Schüler bei Bio- und Chemie-Lehrer Gerd Wiechering in einer Arbeitsgemeinschaft, sich mit Loks und Wagen, Klebstoff und Landschaften zu beschäftigen. Heute ist daraus der Verein "Modellbahn-Club der Jürgen Fuhlendorf-Schule" (MBC-JFS) geworden, dem 15 Mitglieder angehören und der auch Jungen und Mädchen aus anderen Schulen offen steht.

Die meisten Schüler kommen im Alter von zehn Jahren zum Modellbau-Club, um eine eigene kleine Welt von 1,20 Meter Länge zusammenzukleben und zu schrauben. Das Prinzip: Jedes Mitglied baut sein Modul nach seinen Vorstellungen. Einzige Bedingung: Die Gleise müssen so verlegt werden, dass sämtliche Module miteinander kombiniert werden können. So entsteht eine kunterbunte Eisenbahnwelt mit Landschaften, Dörfern, Bahnhöfen und Tunneln. Als sich die Clubmitglieder anlässlich des zehnjährigen Bestehens in der Turnhalle trafen, ergaben die aneinander gereihten Elemente eine Streckenlänge von 80 Metern.

"Die meisten bleiben drei bis vier Jahre dabei", sagt Lehrer Wiechering. Der älteste Eisenbahn-Fan besucht den 12. Jahrgang. Verlässt ein Schüler den Club, bleibt das Modul sein Eigentum. In den einfachsten Ausführungen stecken rund 50 Euro Taschengeld. Kommen Häuser und Weichen hinzu, wird die Sache schnell teurer.

Bei Laura hilft der Papa bei den Investitionen in ihre Bergwelt. Seit einem Jahr arbeitet die Schülerin an ihrem Projekt. Nur am Anfang habe es ein kleines Problem gegeben: In das Modellbahn-Konzept hätte ein Friedhof gepasst, den die Elfjährige basteln sollte. Laura: "Doch das wollte ich nicht." Sie setzte sich durch. Lars musste seine Kuhwiese nach dem ersten Versuch zum zweiten Mal zusammen basteln. Das Grün seines Rasens passte nicht zur Farbe der Wiesen auf den anderen Modulen. Auch bei ihm zu Hause ist die Eisenbahn unterwegs, im etwas größeren H0-Format.

Ganz anders geht der 13 Jahre alte Eike Bollmann vom Gymnasium Kaltenkirchen an die kleinen Eisenbahnen heran. Nicht Idylle und Fernweh interessieren den jungen Hartenholmer, sondern die Technik. Eike kam mit dem Enrichment-Projekt der Sparkasse Holstein für Begabte zu den Modellbahnern und lernt, wie sich mit Elektrik, Kabeln und Trafos Züge bewegen lassen. Eike weiß, wie Gleichstrom funktioniert und baut Schaltpläne.

Der Faszination der Mini-Loks und Waggons kann sich jedoch auch der junge Technik-Spezialist nicht entziehen. Beim Jubiläum in der Turnhalle stand er immer wieder an der Strecke und ließ Zug um Zug an sich vorbeiziehen.

Informationen im Internet unter der Adresse www.mbc-jfs.de . Kontakt: mail@mbc-jfs.de