In unserer Straße ist ein Wunder geschehen. Überall stehen neue Autos. Auch der alte rostige Opel ist dank der Abwrackprämie über Nacht verschwunden. Stattdessen parkt da ein Golf, offenbar erst kürzlich vom Band gerollt.

In unserer Straße ist ein Wunder geschehen. Überall stehen neue Autos. Auch der alte rostige Opel ist dank der Abwrackprämie über Nacht verschwunden. Stattdessen parkt da ein Golf, offenbar erst kürzlich vom Band gerollt. Entsorgt sind die betagten Karossen voller Dellen mit ihren Motoren am Rand des Schlaganfalls. Auch die Gespräche laufen mittlerweile anders. Krisen und Katastrophen sind Vergangenheit. Ab sofort wird fachmännisch über Diesel oder Benziner, Viertürer oder Kombi diskutiert. Man will doch im mobilen Schnäppchenfieber die kostengünstigste Wahl treffen! Seitdem feststeht, dass die Abwrackprämie verlängert wird, hört keiner auf die Zweifler: Wären nicht Steuerersenkungen sinnvoller, um den Konsum anzukurbeln? Und was passiert, wenn nach Ende des Kollektivwahns die Auftragsbücher der Händler leer bleiben? In der Goldgräberstimmung mag keiner Kritisches hören. Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind und ein Prestigeobjekt der besonderen Art. Aber Liebe macht bekanntlich blind.