Die engagierte Politikerin erlag bereits Karfreitag einem Krebsleiden. Vertreter aller Parteien würdigen die Arbeit der Sozialdemokratin.

Sie galt als Galionsfigur der Norderstedter Politik. Und sie war die einzige, die den Sprung von ihrem Heimatort in die Landesregierung geschafft hat: Die frühere schleswig-holsteinische Sozial-, Arbeits- und Gesundheitsministerin Heide Moser (SPD) ist tot. Sie starb mit 65 Jahren am Karfreitag an Krebs - einer Krankheit, mit der sie nicht nur selbst offensiv umgegangen ist. Die Sozialdemokratin hat sich auch engagiert für die Früherkennung von Brustkrebs eingesetzt.

Dass die Ex-Ministerin über die Parteigrenzen hinaus anerkannt war, zeigen die Reaktionen auf ihren Tod: "Heide Moser war eine starke Sozialpolitikerin mit Weitsicht, die sich mit großem Engagement für unser Land eingesetzt hat", sagte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU). "Auch wenn die CDU-Fraktion sich gelegentlich mit ihr inhaltlich gestritten hat, wurde sie als fachlicher Ansprechpartner geschätzt und ihre Meinung ernst genommen", sagte CDU-Fraktionschef Johann Wadephul. Auch die FDP und Bündnis 90/Die Grünen würdigen die Arbeit der langjährigen Ministerin und das Eintreten für ihre Überzeugungen.

Heide Moser gehörte dem Landtag von 1987 bis 2004 an, von 1993 bis zu ihrem gesundheitsbedingten Rückzug im Jahr 2004 war sie Ministerin und schaffte gleich zwei Rekorde: dienstälteste Ministerin in Schleswig-Holstein und dienstälteste Sozialministerin in Deutschland. In Zeiten ständigen politischen Wandels bedeutet eine solche Amtszeit schon fast eine kleine Ewigkeit. Und doch ist die Dauer nicht verwunderlich, weil die durchsetzungsstarke Ressortchefin, die beharrlich für ihre Überzeugungen warb, fachlich immer wieder gepunktet hat: Ihre Idee war die Zusammenführung von Arbeits- und Sozialhilfe. Sie hat eine bundesweite Pflegeoffensive gestartet und im nördlichsten Bundesland das Gesundheitswesen modernisiert. Wichtige Entscheidungen, aber keine spektakulären: "Mein Ministerium ist kein Glimmerbereich", hat Heide Moser gesagt. Auch sie blieb immer bescheiden, sprach mit dem Obdachlosen und dem Unternehmer, musste sich erst daran gewöhnen, dass sie plötzlich einen Chauffeur hat, "dass man Gutes nicht nur tun, sondern auch drüber reden muss".

Nur einmal geriet die Ministerin bundesweit in die Schlagzeilen: Sie machte sich dafür stark, dass in einem Modellversuch Haschisch in begrenzter Menge in Apotheken an Jugendliche über 16 abgegeben wird. Ziel war, den Konsumenten ihren Joint zugänglich zu machen, sie aber von harten Drogen wie Heroin und Kokain fernzuhalten. Doch das Berliner Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte lehnte das Projekt im September 1997 ab. "Heide Moser war eine leidenschaftliche Sozialministerin, kompetent und konfliktfähig, und eine wunderbare und starke Frau", sagte SPD-Landes- und Fraktionschef Ralf Stegner. Er behalte ihren Mut in Erinnerung, auch gegen mächtige Widerstände für das zu kämpfen, was sie für richtig hielt. Die Sozialdemokraten verlören mit Heide Moser eine Sozialdemokratin aus Überzeugung und Leidenschaft.