Der Wege-Zweckverband will im nächsten Jahr ein neues Tarifsystem einführen. Entscheidend ist dann die Größe der Biotonne.

Kreis Segeberg. 10.000 Haushalte aus dem Kreis Segeberg haben sich für eine größere Biotonne entschieden. Manche haben sie bereits, andere bekommen sie in den nächsten Wochen: 120 Liter statt 80 Liter. Zusätzliche Kosten entstehen dadurch nicht. In diesem Jahr zumindest nicht. Aber der Wege-Zweckverband, der außerhalb von Norderstedt für die Organisation der Müllabfuhr zuständig ist, wartet mit einer Überraschung auf: Voraussichtlich schon im nächsten Jahr wird es eine neue Gebührenstruktur im Kreis Segeberg geben. Entscheidend ist dann die Größe der Biotonne.

Bis jetzt sind Größe und Entleerungsintervalle der Restabfalltonne ausschlaggebend für die Höhe der Entsorgungsgebühren. Dieses System gehört bald der Vergangenheit an. Die Art, wie der Zweckverband die neue Entsorgungsgebühr einführt, ist ungewöhnlich - und wenig verständlich. Das gibt auch Verbandsvorsteher Jens Kretschmer zu. Einerseits lockt der Verband mit der größeren Biotonne, andererseits müssen die Verbraucher jetzt erfahren, dass sie sich damit möglicherweise selbst ein Bein gestellt haben: Größere Biotonne - höhere Gebühren. Nicht in diesem, aber im nächsten Jahr.

Allerdings ist das der Zug der Zeit. Die Restmülltonne soll bald keine Bedeutung mehr haben. Der Anteil an Restmüll ist in den vergangenen Jahrzehnten mehr und mehr gesunken, der Anteil an wiederverwertbaren Stoffen - dazu gehört auch der Biomüll - aber gestiegen. Der Biomüll stellt die größte Einzelfraktion im Hausmüllaufkommen. Im Kreis Segeberg sollen die Haushalte zwischen den Tonnengrößen 80, 120 und 240 Litern wählen können. Zeitgemäß heißt es dann: "BioPlus, BioPlus M, BioPlus L". Die Restabfalltonne bleibt überall gleich, die blaue Papiertonne ebenfalls, die Bioabfalltonne variiert. Am 19. Juni wird die Verbandsversammlung über die Einführung eines neuen Gebührensystems beraten und beschließen. Das Angebot zum Tonnentausch - 80 Liter gegen 120 Liter - wird vom Wege-Zweckverband als "Test" betrachtet. "Wir wollen sehen, ob bei unseren Kunden Bedarf besteht", sagt WZV-Sprecherin Bettina Kramer. Und der besteht offenbar: Alle angebotenen 10 000 Tonnen sind vergriffen. Ob das auch so gekommen wäre, wenn die WZV-Kunden gewusst hätten, dass damit eine Gebührenerhöhung durch die Hintertür eingeläutet wird, ist fraglich. Immerhin macht Bettina Kramer dieses Angebot: "Die 120-Liter-Tonnen können zurückgetauscht werden." Eine "Gebührenanpassung" sei nach zehnjähriger Gebührennullrunde ohnehin fällig gewesen.

Von den 16 500 Eigenkompostierern haben sich außerdem 1000 Kunden für eine Biotonne mit gelbem Deckel als Ergänzung zum Komposthaufen entschieden - für drei Monate zum kostenlosen Testen. Der Tauschaktion vorausgegangen war eine Müllkontrolle. Dabei wurde festgestellt, dass in den Restmüllbehältern unverhältnismäßig viel Bioabfall landet. Bioabfall aber ist wertvoll, weil er wirtschaftlich interessant ist. Der WZV plant, gemeinsam mit den Stadtwerken Neumünster eine Biogasanlage zu betreiben, die mit Bioabfällen "gefüttert" wird. Dadurch wird der WZV zusätzliche Einnahmen haben, die aber, so Verbandsvorsteher Kretschmer, die Behandlungskosten nicht abdecken werden. "Wer größere Biotonnen bestellt hat, zeigt, dass er Bedarf dafür hat", sagt Kretschmer, der glaubt, dass die Kunden von dem neuen Tarifsystem auf lange Sicht profitieren.