Die Skandalimmobilie wird endgültig verkauft und saniert. Bürgerneister Hanno Krasue zeigt sich erfreut über die Veränderung.

Kaltenkirchen. Nach monatelangen Verhandlungen meldete Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause gestern den Durchbruch: Das berüchtigte Hochhaus mit dem Spitznamen Großer Karl wird verkauft. Neuer Eigentümer soll eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts mit dem Namen Schöner Wohnen werden, die das verwahrloste Gebäude von Eigentümer Gerd Thormählen übernehmen wird. "Ich bin erleichtert", sagte Krause. "Jetzt gibt es Hoffnung auf gravierende Veränderungen und sichere Mietverhältnisse."

Nach Informationen der Norderstedt-Ausgabe des Hamburger Abendblatts verbergen sich die iranischen Geschäftsleute Eliram und Rahmatolla Rashti hinter Schöner Wohnen. Der Kaufpreis für die Immobilie am Flottmoorring soll sich zwischen einer und zwei Millionen Euro bewegen.

Das Millionenprojekt Sanierung dürfte bis zu vier Jahre dauern

Schöner Wohnen habe angekündigt, Sicherheitsmängel unverzüglich zu beheben und die Sanierung schrittweise in Angriff zu nehmen. Das Millionenprojekt dürfte bis zu vier Jahre dauern. Außerdem soll eine neue Hausverwaltung gegründet werden.

Vater und Sohn Rashti hatten bereits im Dezember 2011 zwei stark sanierungsbedürftige Hochhäuser an der Klosterkoppel in Uetersen (Kreis Pinneberg) übernommen, die ebenfalls zu den Thormählen-Immobilien gehörten. Dort firmieren die Rashtis als "The Towers 6 & 10" und haben mit ersten Sanierungen im Treppenhaus und dem Einbau neuer Fenster begonnen.

Die skandalösen Wohnbedingungen im Großen Karl und der finanzielle Ruin Thormählens hätten vor wenigen Tagen die Behörden beinahe vor eine kaum lösbare Aufgabe aufgestellt: Der Energiekonzern E.on hatte damit gedroht, die Stromversorgung für die 220 Bewohner abzuschalten, nachdem Thormählen die Rückstände für das Jahr 2011 nicht bezahlt hatte. Die Folge wäre eine vollständige Evakuierung des Gebäudes gewesen, da ohne Strom weder die Brandschutzeinrichtungen noch der Fahrstuhl funktioniert hätten. "Die Sicherheit wäre nicht mehr gewährleistet gewesen", sagte Krause, der bereits Krisengespräche mit den Sicherheitsexperten der Kreisverwaltung über eine Räumung geführt hatte.

"Ich wüsste nicht wohin mit so vielen Menschen", sagte Krause. Der Blackout im Großen Karl konnte durch das Eingreifen des Mietervereins verhindert werden. Außerdem soll Schöner Wohnen E.on besänftigt haben, indem die Gesellschaft die Abschlagszahlungen übernahm.

Die Firma Schöner Wohnen wurde eigens gegründet, um den Großen Karl zu übernehmen. Am Freitag wollen die Rashtis und Thormählen das Geschäft beurkunden lassen. Spätestens zum Jahreswechsel werde das Gebäude in den Besitz des neuen Unternehmens übergehen, sagte Krause.

Damit ist ein Kaltenkirchener Unternehmer aus dem Rennen, der Interesse am Großen Karl angemeldet hatte. Der solvente Geschäftsmann hatte mit Krause über eine Übernahme verhandelt, nachdem Thormählen den Bürgermeister dazu ermächtigt hatte. "Herr Thormählen ist nicht mehr in der Lage, die Geschäfte zu führen", sagte Krause. Schon vor Monaten hatte er den Hauseigentümer als völlig überfordert bezeichnet.

Der Große Karl ist die letzte Immobilie des einstigen Wolle-Produzenten aus Horst (Kreis Steinburg), dem noch vor wenigen Jahren zahlreiche Hochhäuser in Schleswig-Holstein gehörten. Auf Druck der Politik und der Banken musste er nach und nach sämtliche Häuser verkaufen. In vielen Gebäuden war sicheres und menschenwürdiges Wohnen kaum noch möglich.

Brandschutzexperten sehen nahezu täglich nach dem rechten

Die Sicherheitsmängel im Großen Karl machten Ende vergangenen Jahres Schlagzeilen: In den demolierten Lichtschaltern im Flug lagen die Kabel blank. In den Treppengeländern waren Vertikalstreben herausgebrochen. Damit war eine tödliche Falle für Kinder entstanden: Die Barriere zum Treppenhausschacht, der sich über 13 Stockwerke erstreckt, fehlte. Mehrere Brände versetzten die Bewohner in Angst und Schrecken. 300 Feuerwehrleute waren im Dezember im Einsatz, nachdem Unbekannte einen Verschlag in Brand gesetzt hatten. Der Rauch konnte nicht abziehen, weil die automatische Abzugsanlage defekt war. Die Feuerwehr räumte mehrere Stockwerke. Fünf Feuerwehrleute wurden verletzt.

Brandschutzexperten und Ordnungsbehörden sehen nahezu täglich in dem Gebäude nach dem rechten. Immer wieder muss die Feuerwehr ausrücken, um Bewohner aus stecken gebliebenen Fahrstühlen zu retten. Krause kündigte an, den Druck der Behörden aufrechtzuerhalten, damit die Sicherheit in dem Hochhaus gewährleistet bleibt. "Wir lassen nicht locker", sagte Krause.

Die neuen Besitzer wollten keine Stellungnahme abgeben.