CDU und FDP wollen Lotto im Internet wieder erlauben. Sie setzen dabei sogar auf Hilfe des ehemaligen Tennisstars und Pokerspielers Boris Becker.

Kiel. Um das Glücksspiel in Deutschland mithilfe von Privaten anzukurbeln, lässt die schwarz-gelbe Koalition in Schleswig-Holstein nichts unversucht. Sogar den ehemaligen Tennisstar und Pokerspieler Boris Becker hat das Regierungsbündnis als Unterstützer an die Förde gelockt. CDU und FDP wollen erreichen, dass Private wieder Glücksspiele anbieten dürfen und das Werbeverbot aufgehoben wird. Ob sie ausreichend Verbündete unter den Ländern gewinnen und die erhofften Milliardenumsätze kommen, ist offen. Das Bündnis in Kiel verfolgt drei Ziele.

Punkt eins: Lotto soll wieder im Internet gespielt werden dürfen. "Die Leute machen das ja schon illegal, aber die Steuern fallen in Malta oder in London an", sagt CDU-Wirtschaftspolitiker Hans-Jörn Arp. Das Marktvolumen für Deutschland werde auf acht bis elf Milliarden Euro geschätzt.

Um viel Geld geht es auch bei Sportwetten, für die CDU/FDP wieder Private zulassen wollen. Der staatliche Anbieter Oddset sei für die Länder ein Zuschussgeschäft, sagt Arp. Gut 7,5 Milliarden Euro soll das Marktpotenzial bei Sportwetten betragen; unter dem Strich könne das an akuter Haushaltsnot leidende Schleswig-Holstein davon mit sechs bis sieben Millionen Euro im Jahr profitieren, rechnet Arp vor.

Punkt zwei: Die Glücksspiel-Reformer möchten auch erreichen, dass Wettanbieter wieder auf Fußballertrikots und an Stadionbanden werben dürfen - wie in vielen Ländern üblich. "Wir unterstützen den Vorschlag aus Schleswig-Holstein", erklärte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Die Profiklubs könnten Werbeeinnahmen erzielen, und der Breitensport erhalte zusätzliche Fördermittel.

Punkt drei: Weil Spielbanken darben, sollen Poker und Roulette online gespielt werden dürfen. Arp: "Das passiert jetzt schon über Server im Ausland."

Unter dem Strich könnten in den maroden Landeshaushalt jährlich 50 Millionen Euro zusätzlich fließen, wenn ihr Vorstoß umgesetzt wird, geben CDU/FDP an. Die Parteien hatten im Koalitionsvertrag verankert, dass sie den bisherigen Staatsvertrag nicht fortführen wollen. Dieser läuft Ende 2011 aus, wenn nicht mindestens 13 Bundesländer die Verlängerung beschließen.

Im Lotto-Block würde das Land wohl bleiben, wenn es nicht genug Unterstützung bekommt, doch bei Sportwetten und Online-Kasino-Spielen könnte Schwarz-Gelb seine Pläne für den Norden auch im Alleingang auf den Weg bringen.