Polizisten bekamen mehr als 30 Stunden lang nichts zu essen - und keine Ablösung

Gorleben. Der Polizist am Verladebahnhof Dannenberg ist ahnungslos. "Ich weiß nicht, was hier abgeht, wir erfahren es doch eh immer zuletzt." Seit fünf Stunden parkt der Castor knapp 30 Kilometer entfernt auf freier Fläche bei Dahlenburg - er ist blockiert.

Polizisten sprechen von abgeschnittenen Nachschublinien, Traktor-Blockaden meuternder Wendländer hätten zudem den Austausch von Einheiten verhindert. Hunderte Beamte sind am Ende der Kräfte und müssen dennoch weitermachen. Die Kälte, das Leute-Wegtragen, die Leuchtraketen, das sorgt alles für eine psychische Belastung, meint Polizeioberkommissar Herbert Kreykenbohm.

Bis zu 33 Stunden sind Polizisten mit knurrendem Magen ununterbrochen im Einsatz. Seit 20 Stunden steht zum Beispiel die Einheit aus Bochum in der Kälte. "Langsam reicht's", sagt ein Polizist. "Ich brauch mal was zu essen."

Noch nicht einmal eine heiße Suppe oder einen Tee habe es für viele Kollegen gegeben, moniert der niedersächsische GdP-Vize Dietmar Schilff. Es sei oft nicht einmal bekannt gewesen, wo Polizisten versorgt werden mussten. "Wenn vier Kollegen im Einsatz in einer Jugendherberge auf zwölf Quadratmetern untergebracht sind, geht das natürlich nicht", berichtet Hans-Joachim Zastrow von der Deutschen Polizei-Gewerkschaft (DPolG).

Die Polizei-Gewerkschafter warnen gerne mit schrillen Tönen vor unzumutbaren Personalkürzungen und einer Überforderung, doch diesmal bestätigen Dutzende Beamte, dass der Einsatz schwer zu ertragende Zustände angenommen habe. Rund 20 000 Polizisten tun hier ihren Dienst.

Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Stefan Paris, sieht jedoch keine Überforderung der Polizei. "Das Ereignis war absehbar und ist sehr, sehr gut vorbereitet worden", sagt er.