Lübeck. Für den Flughafen Lübeck-Blankensee, den größten in Schleswig-Holstein, geht es um Alles oder Nichts. Am Sonntag entscheiden die Lübecker in einem Bürgervotum, ob der beliebte wie defizitäre Airport für immer abgewickelt oder aber ausgebaut wird. Gegner wie Freunde des Flughafens setzen dabei nach einem beherzten Wahlkampf auf Sieg, rechnen aber mit einem knappen Ergebnis.

Klar sind die Fronten im Kampf um die Lufthoheit in Lübeck. SPD, Grüne und Linke hatten nach dem Ausstieg des Airport-Investors Infratil im Herbst 2009 die Notbremse gezogen. Das Linksbündnis stellte mit seiner Mehrheit in der Bürgerschaft die Weichen dafür, den stadteigenen Flughafen stillzulegen. Die für den geplanten Ausbau nötigen Millionen will das Bündnis lieber für soziale Projekte ausgeben.

Die Abkehr vom Airport löste in Lübeck einen Proteststurm aus. CDU, FDP und eine Wählergemeinschaft machten gemeinsam mit der Wirtschaft und Tourismusverbänden mobil. Das Flieger-Bündnis geht davon aus, dass der Flughafen in den nächsten Jahren in die Gewinnzone fliegt und sammelte binnen weniger Wochen mehr als 40 000 Unterschriften. Knapp 18 000 hätten gereicht, um den Bürgerentscheid zu erzwingen.

Seitdem geht es in Lübeck rund. Beide Bündnisse werfen sich gegenseitig vor, mit falschen Zahlen zu argumentieren. Fakt ist aber, dass der Airport 2009 mit gut 700 000 Fluggästen zwar ein Rekordergebnis erzielte, wie in den Vorjahren aber ein Millionen-Minus einflog. Dafür haftet die Stadt - so wie auch für die aufgelaufenen Verbindlichkeiten von gut 30 Millionen Euro. Umstritten sind die Kosten des Airport-Ausbaus, der seit Jahren geplant, umstritten und noch nicht gerichtsfest ist. Die Gegner beziffern die Gesamtausgaben bis 2012 auf mehr als 70 Millionen Euro, die Befürworter auf einen Bruchteil davon. Sie sind zudem sicher, dass Blankensee nach dem Ausbau mit dem irischen Billigflieger Ryanair durchstartet, ab 1,2 Millionen Passagieren profitabel arbeitet und sich spätestens in drei Jahren rentiert. Bis dahin soll die Stadt weiter zahlen.

Die Hürde für die Flughafenfans ist hoch, aber überwindbar. Von den 174 000 Wahlberechtigten muss eine qualifizierte Mehrheit (mindestens 20 Prozent) für den Flughafen stimmen.

Für Lübeck gibt es keinen Königsweg, weil auch eine Beerdigung von Blankensee ihren Preis hat. Die Stadt müsste Landeszuschüsse zurückzahlen, einen Sozialplan für die 130 Airport-Mitarbeiter aufstellen und den Flughafen vorerst offen halten.

"Die Stadt hat eine Betriebspflicht", sagte Airport-Sprecherin Daniela Stricker. Diese Verpflichtung könne nur in einem aufwendigen Verfahren aufgehoben werden. Stricker ließ denn auch keinen Zweifel daran, dass der Flugverkehr so oder so am Montag weitergeht und selbst bei einem Sieg der Airportgegner der Sommerflugplan noch "abgeflogen" wird.