Hannover. Sich am Wochenende zu betrinken ist für viele Jugendliche heutzutage völlig normal. Jeder fünfte Minderjährige besäuft sich nach einer Studie der Bundesdrogenbeauftragten bei sogenannten Koma-Partys sogar bis zur Besinnungslosigkeit. Endstation ist dann oft die Notaufnahme oder das Polizeirevier, wenn die jungen Betrunkenen randaliert oder sich geprügelt haben. Niedersachsen sieht sich als Vorreiter im Kampf gegen diesen Trend. Schließlich ist dort die Zahl der stationären Behandlungen von Jugendlichen nach zu hohem Alkoholkonsum von 2000 bis 2008 um 207 Prozent auf 2600 angestiegen. Seit Herbst 2008 werden deshalb ausgebildete Alkohol-Testkäufer zwischen 14 und 17 Jahren losgeschickt, um Supermärkte, Kioske oder Tankstellen aufzuspüren, die Schnaps an junge Menschen verkaufen. Bei den ersten Kontrollen im vierten Quartal 2008 ging in mehr als jedem zweiten Fall (54,5 Prozent) Hochprozentiges über die Ladentheke. Im dritten Quartal 2009 wurden immer noch in 43,9 Prozent der Fälle Verstöße festgestellt. Ladeninhaber, die wiederholt erwischt werden, müssen inzwischen mit Bußgeldern bis zu 1500 Euro rechnen. "Die aktuellen Zahlen zeigen, dass es nach wie vor richtig und wichtig ist, Testkäufer einzusetzen", sagt Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU).

Gerne würde Schünemann sein Konzept, das Polizei und Kommunen per Erlass zur Organisation von Testkäufen verpflichtet, auf die anderen Bundesländer übertragen, konnte sich damit aber auf dem Frühjahrstreffen der Innenminister nicht durchsetzen. Auch in der Prävention nimmt Niedersachsen eine Vorreiterrolle ein. Seit dem Frühjahr zahlen die Krankenkassen dort für das Projekt "Hart am Limit". Das Projekt sieht vor, dass Fachkräfte gesprächsbereite Zwölf- bis 18-Jährige nach Alkoholexzessen noch direkt im Krankenhaus ins Gebet nehmen.