Hannover. Die Impfmüdigkeit der Deutschen und der bislang leichte Verlauf der Schweinegrippe drohen teuer zu werden für das Land Niedersachsen. Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) sprach gestern vom "Impfchaos", ausgelöst durch die Bundesregierung. Die habe im Sommer die Länder ultimativ aufgefordert, viel zu große Mengen des Impfstoffs zu bestellen. Jetzt droht das Land auf Impfstoff für bis zu 30 Millionen Euro sitzen zu bleiben. Möllring empfiehlt deshalb, den Impfstoff an Länder wie Afghanistan oder die Ukraine weiterzuverkaufen: "Das spült vielleicht noch ein paar Euro in die Kassen."

Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) sieht den Bund in der Pflicht. Er soll die Kosten für etwaig überflüssigen Impfstoff übernehmen. Das aber lehnte gestern Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) rundweg ab, er pocht auf die Zuständigkeit der Länder für Seuchenschutz: "Das wirtschaftliche Risiko liegt bei den Ländern, und das bleibt auch so".

Gegenwärtig ist noch gar nicht klar, ob nicht ein großer Teil des zwei Jahre haltbaren Impfstoffs von rund 4,8 Millionen Dosen noch gebraucht wird. Gesundheitsministerin Ross-Luttmann warnt:" Experten schließen für die nächsten Wochen und Monate weitere Infektionswellen nicht aus." Das Sozialministerium in Hannover schätzt, dass bislang rund eine Million Niedersachsen geimpft sind. Bislang war die Nachfrage sogar größer als die Lieferfähigkeit der Pharmaindustrie. Erstmals gibt es jetzt einen Vorrat und der bislang für Risikogruppen vorbehaltene Impfstoff ist für alle Bevölkerungsgruppen freigegeben. Ministerin Ross-Luttmann empfiehlt den Gang zum Arzt: "Die Impfung ist der wirksamste Schutz vor der Infektion".

Hauptgrund für den absehbar zu großen Vorrat: Als die Länder im Sommer bestellen mussten, gingen die Experten noch davon aus, dass zur Immunisierung zwei Impfungen nötig sind. Erst vor wenigen Wochen kam dann die offizielle Einschätzung aus Berlin, dass eine Impfung ausreichend sei.