Selbst langjährige und hartgesottene Abgeordnete konnten sich an so einen emotionalen Moment im niedersächsischen Landtag nicht erinnern. A

Hannover. ls der neue Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) am Freitag ein letztes Mal in das Landesparlament nach Hannover kam, um sich persönlich zu verabschieden, bekam er von allen Fraktionen lang anhaltenden und donnernden Applaus.

Danach reihte sich der Großteil der Abgeordneten in einer langen Reihe vor der Besucherloge auf, in der Rösler Platz genommen hatte. Viele, auch aus der Opposition, fielen dem bisherigen Wirtschaftsminister um den Hals und verabschiedeten sich herzlich.

"Das war der Respekt vor dem Amt", sagte SPD-Fraktionschef Wolfgang Jüttner, der sich ebenfalls in inniger Umarmung mit Rösler befand. "Er hat mit seiner Lockerheit überzeugt", sagte Jüttner. Landtagspräsident Hermann Dinkla (CDU) würdigte Rösler als "äußerst fairen Politiker" und sprach ihm die "Anerkennung und Respekt des gesamten Parlaments" aus. Rösler durfte nicht sprechen - seit Mittwoch ist er nicht mehr Mitglied des Landtags, dem er sechseinhalb Jahre angehört hatte.

Selbst sprechen durfte er dagegen am frühen Morgen, als er sich im Wirtschaftsministerium von allen Mitarbeitern verabschiedete. "Dies ist der traurigste Tag in diesem Haus, den ich erlebe", bekannte Rösler dabei. "Das Wirtschaftsministerium ist das beste Ministerium in Niedersachsen. Die Landesregierung ist die beste in Deutschland. Die Bundesregierung ist eine der besten der Welt. Deshalb ist das Wirtschaftsministerium das beste Ministerium der ganzen Welt." Sichtlich ergriffen waren die Mitarbeiter des Hauses.

Es gab auch mahnende Worte. "Vielleicht werden Sie bald mit Sehnsucht an die Beschaulichkeit in Niedersachsen zurückdenken", sagte Dinkla.

Der schnelle Aufstieg von einem Ministerium mit 29 in ein Bundesministerium mit 83 Referaten und noch dazu die gewaltigen Lobbyisten-Verbände in der Gesundheitspolitik - auch Rösler ist sich bewusst, dass die neue Aufgabe nicht leicht wird. Einen "Kulturschock" in Berlin und im neuen Ministerium erlebte Rösler bereits in den ersten Tagen im neuen Amt. "Es sprechen Sie wildfremde Menschen an, geben Ihnen Visitenkarten und sagen, sie arbeiten in der und der Branche", beschrieb er die Begehrlichkeiten der Lobbyisten. Als Erstes sei ihm gesagt worden, dass er auf das Zugfahren künftig verzichten solle, wenn er Ruhe zum Arbeiten wolle. Die erste Zugfahrt zwischen Hannover und Berlin, nachdem feststand, dass er Gesundheitsminister wird, habe dies bestätigt, berichtete Rösler schmunzelnd.