110 Tage nach seinem Start in Cuxhaven erlebt Bernt Lüchtenborg im Südpolarmeer eine Havarie und zehn Meter hohe Wellen.

Der Eintrag in sein Internet-Logbuch klang fast schon nach dem Ende: "Ich weiß nicht, wie die Sache hier heute ausgeht. Macht es gut!" Das war am Dienstag, und der norddeutsche Extremsegler Bernt Lüchtenborg kämpfte sich mit seiner Segelyacht "Horizons" im weiten, einsamen Polarmeer weit südlich von Afrika durch einen Orkan, der sein bereits angeschlagenes 16-Meter-Schiff zu vernichten drohte. Wenige Tage vorher war Lüchtenborg gegen einen Gegenstand im Wasser geprallt. "Ein Wal, ein Container oder ein Mini-Eisberg? Wir wissen es nicht", sagt Werner Merten, der von Hamburg aus den Weltrekordversuch Lüchtenborgs betreut. Zweimal nonstop und allein will der 55-jährige, frühere Bau-Unternehmer mit seinem Aluminiumboot um die Welt segeln. Etwas, was zuvor noch keiner gemacht hat. 120 000 Kilometer, 16 Monate. Immer allein und oft weit ab von den Küsten oder Frachtschiffsrouten. "An Land zappen wir schnell weg, was uns nicht gefällt. Hier musst Du Dich stellen", heißt es an anderer Stelle in dem Internet-Logbuch, das über Satellit Lüchtenborg mit seiner norddeutschen Heimat verbindet.

Von zehn Meter hohen Wellen, Hagelschauern, fünf Grad Lufttemperatur ist darin zu lesen. Und über ein klemmendes Ruder, Ausfall des Autopiloten, einen rätselhaften Wassereinbruch, der den Motor zerstörte. Ist das Boot leck, kann es sich im Orkan halten? Solche Fragen lassen sich nicht mehr aus dem Hirn drängen. Fast eine Tonne eiskalten Wassers musste er außenbords pumpen. "Niemand, der Dir hilft. Niemand, der Dich sieht. Nur das Ungeheuer, das Deine Angst frisst und sich davon ernährt", schreibt Lüchtenborg an seinem 110. Seetag nach dem Start in Cuxhaven. Kurz nachdem ein Brecher das Boot auf die Seite gedrückt hatte und der athletische 1,90-Mann wie ein weggeworfener Teddybär in die Kajüte geschleudert wurde.

Doch inzwischen gibt es wieder Zuversicht. Lüchtenborg segelt jetzt einen nördlicheren Kurs und will näher an Australien das schlechte Wetter umgehen, sagt sein Organisator Merten: "Und das Schiff nimmt nicht mehr so viel Wasser, offensichtlich gibt es doch kein Leck. " Doch noch ist Ruhe weit weg. Innerhalb weniger Stunden sei die Anzeige des Barometers wieder gefallen, schreibt Lüchtenborg am Freitag und bereitet sich auf den nächsten Orkan vor: "Same old Story. Der alte bescheuerte Blues." Aber das klingt längst nicht so verzweifelt wie vor ein paar Tagen, sagt Merten: "Einige Tage haben wir uns starke Sorgen gemacht - doch jetzt ist er wieder der alte Kämpfer, der nicht aufgibt."

Logbuch, Fotos und Videos im Internet: www.sail2horizons.com