Ehemalige misshandelte Heimkinder haben die Entschuldigung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover für begangene Misshandlungen angenommen.

Hannover. Sie fordern aber zugleich eine Entschädigung. Über die Höhe gibt es unter den Interessenvertretern allerdings unterschiedliche Auffassungen.

"Es ist gut, dass die Kirche sich mit den Betroffenen gemeinsam hinsetzt und sie auch zu Wort kommen lässt", sagte die Vorsitzende des Vereins ehemaliger Heimkinder, Monika Tschapek-Güntner. "Jetzt müssen Taten folgen." Während ihr Verein für die noch lebenden 500 000 Betroffenen eine Entschädigung in Höhe von 25 Milliarden Euro fordert, sagt Jürgen Beverförden von dem in Bramsche ansässigen Verein ehemaliger Heimkinder in Niedersachsen: "Wir wollen eine Entschädigung nur für die, die in gefängnisartigen Einrichtungen waren und Zwangsarbeit leisten mussten." Beverförden vertritt 250 Heimkinder in Niedersachsen.

"Es ist ein symbolischer Wert. Denn rund 50 000 Euro pro Kopf sind keine Entschädigung für das, was man in dem Heim durchlebt hat", sagt Tschapek-Güntner, die selbst 17 Jahre in einem Heim gelebt hat.

Bis in die 70er-Jahre wurden Heimkinder in kirchlichen Einrichtungen misshandelt. Nach Angaben der SPD-Landtagsfraktion waren allein in Niedersachsen etwa 50 000 Kinder betroffen. Bundesweit waren es bis zu einer Million Menschen.

Die Milliarden-Forderungen von Tschapek-Güntner stoßen beim Diakonischen Werk auf wenig Gegenliebe. "Die Diakonie lehnt eine pauschale Entschädigung ab", sagte Diakonie-Direktor Christoph Künkel.

Heimkinder aus den 50er-Jahren hatten berichtet, wie es ihnen ergangen war: "Prügel mit Lederriemen, Gummischläuchen oder Stöcken gezielt ins Gesicht. Der Zwang, Erbrochenes aufzuessen - wir bekamen so lange nichts zu essen, bis wir das Erbrochene nicht komplett aufgegessen hatten."