Armes Schleswig-Holstein: Die Nordlichter können am Sonntag nur entscheiden, ob sie weiter von Peter Harry Carstensen (CDU) oder künftig von Ralf Stegner (SPD) regiert werden wollen.

Bei dieser Aussicht kann einem nach dem gestrigen TV-Duell der zwei Spitzenpolitiker angst und bange werden.

Keiner der beiden Kandidaten präsentiert ein echtes Zukunftskonzept für Schleswig-Holstein. Besonders groß sind die Defizite ausgerechnet im wichtigsten Bereich, der Finanzpolitik. Allein mit Personalabbau im Landesdienst wird das strukturschwache Land nicht aus der Schuldenfalle kommen. Nötig ist ein harter Sparkurs mit einer Kreisgebietsreform, die Carstensen ablehnt, und nur ohne teure Kostenlos-Kitas, die Stegner will.

Klar wurde in dem Duell, warum die Große Koalition an der Förde bis zu ihrem Bruch so wenig zustande gebracht hat. Carstensen und Stegner sind wie Hund und Katze, einfach zu verschieden, um gemeinsam zu regieren. Im deftigen TV-Streit konnte keiner der beiden Kesselflicker entscheidend punkten. Ein Patt auf niedrigem Niveau.

Es bleibt die Erkenntnis, dass eine gute Regierung nicht nur vernünftige Programme braucht, sondern auch verantwortliche Politiker. Ein Beleg ist die Große Koalition in Berlin. Sie konnte zwar wahrlich nicht alle Probleme lösen, aber zumindest einige wichtige Pflöcke einschlagen. Möglich war das, weil Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier politische Differenzen nicht zu einer persönlichen Schlammschlacht machen. Folgerichtig ist die Ausgangslage für die nächsten Jahre an der Spree anders als an der Förde. In Berlin ist eine Neuauflage der Großen Koalition möglich, in Kiel ist sie ausgeschlossen - so lange, wie Carstensen und Stegner im Landeshaus den Ton angeben.