Unterricht zum Anfassen: In der Sparkassen-Arena können Schüler nach Herzenslust ausprobieren.

Kiel. "Bei uns in der Schule sehen die Kittel nicht so gut aus", sagt Peter Dennert (13) von der Immanuel-Kant-Schule in Neumünster und schlüpft in einen unbefleckten weißen Labormantel. Dann streift sich der Gymnasiast noch blaue Gummihandschuhe über und setzt eine Schutzbrille auf, bevor er anfängt zu experimentieren. "Das ist wichtig, denn wir hantieren hier mit Laugen und ätzenden Säuren", erklärt Ronja Menzel. Die 27-Jährige, die eine Ausbildung zur chemisch-technischen Assistentin macht, gehört zu den unzähligen Helfern, die die Schüler auf der X-perimenta, dem Festival der Naturwissenschaften in der Sparkassen-Arena Kiel, bei ihren Versuchen anleiten. "Unser Anliegen ist, aufzuzeigen, dass in sehr vielen Lebensmitteln Aromastoffe enthalten sind", sagt Menzel. "Die Schüler können hier den Aromastoff von Eisbonbons nachweisen."

Peter und seine Klassenkameraden Silvana (15) und Matthias (14) aus der 9 d hantieren beherzt mit den Chemikalien. "Wir haben uns immer schon für Chemie und Physik interessiert", sagen sie unisono. Doch das ist nicht bei allen Schülern so. Vor allem den Skeptikern unter den angemeldeten 11 000 Besuchern sollen die unzähligen Experimentierstationen die Berührungsängste nehmen. "Kiel wird 2011 der Austragungsort für den Bundesentscheid von ,Jugend forscht' sein. Die X-perimenta ist der Startschuss für eine umfassende Offensive zur Stärkung der naturwissenschaftlichen Fächer", erklärt Thomas Riecke-Baulecke, Direktor des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH), das die Veranstaltung federführend organisiert hat. Die Naturwissenschaften zu stärken sei auch standortpolitisch wichtig, betont Schleswig-Holsteins Bildungsminister Jörn Biel: "In unserem täglichen Leben und in weiten Bereichen unserer Wirtschaft sind wir auf naturwissenschaftliches und technisches Wissen angewiesen."

Dafür, dass der Spaß beim Festival nicht zu kurz kommt, sorgen auf der Bühne Engelbert Kobelun und Rainer Grünebaum mit ihrer Wissenschaftsshow "Physikanten und Co." Als sie Strom durch eine eingelegte Salzgurke leiten, wird es still in der abgedunkelten Halle. Plötzlich glüht die Gurke ganz hell auf, ehe sie heftig qualmt. Übrig bleibt eine kleine Schmorgurke. "Die Flüssigkeit in der Gurke wird gasförmig, und dieses Gasgemisch bringt sie kurz zum Leuchten", erklärt Kobelun den jugendlichen Zuschauern. Und noch eine Versuchsanordnung sorgt für verdutzte Gesichter: Grünebaum platziert vier Schüler auf Stühlen, die er jeweils um 90 Grad gedreht eng zusammengestellt hat. Die Jugendlichen legen sich mit ihren Oberkörpern auf die Oberschenkel ihrer Sitznachbarn. Dann zieht Grünebaum einen Stuhl weg, dann noch einen, am Ende wird die Gruppe nur noch durch sich selbst zusammengehalten. Erst als die Jungen versuchen, sich voneinander zu lösen, klappt ihr Vierergebilde zusammen.

Wie das funktioniert? Sie auf naturwissenschaftliche Phänomene neugierig zu machen, genau darum geht es bei der X-perimenta. Und so hat auch die Station von Andreas Reinholtz enormen Zulauf. Der Studienleiter Physik am IQSH hat 130 Liter spezielle Seifenlauge angemixt. Julia Lucius (15) und ihre Freundinnen von der Max-Planck-Schule in Kiel experimentieren mit verschiedenen geometrischen Körpern und Seifenlauge. "Das Festival macht Spaß, weil man so viel ausprobieren kann", sagt Julia, die Chemie im Leistungskurs hat.

Neugierig geworden? Kurzentschlossene können das Festival heute noch von 15 bis 17 Uhr besuchen. Der Eintritt ist kostenlos. (Weitere Infos unter www.x-perimenta.de ).