Eine Freundin soll einem mutmaßlichen Vergewaltiger bei der Tat zugesehen und geholfen haben. Die Verteidigung sieht eine andere Geschichte.

Hamburg. Hat Shahin F. eine Angestellte wegen ein paar Euro Schulden sexuell genötigt und vergewaltigt? Seit gestern steht der 27-jährige Iraner deshalb vor dem Landgericht Hamburg.

Jessica H. (20) hatte 2008 als Promoterin für ihn Plakate aufgehängt und Flyer verteilt. Im Oktober soll sie mit einer Kollegin eine Abrechnung zu ihren Gunsten frisiert haben. Es ging um 270 Euro. Darüber, so die Staatsanwaltschaft, habe sich F. so sehr geärgert, dass er die junge Frau am Hauptbahnhof zwang, in sein Auto zu steigen. Sie müsse als Prostituierte für ihn arbeiten, bis sie 20 000 Euro verdient habe, sonst schneide er ihr die "Ohren ab", und es ginge ihrer kleinen Schwester an den Kragen. Sie seien dann zu einem Waldstück nahe Schnakenbek (Kreis Lauenburg) gefahren. Dort soll F. die junge Frau vergewaltigt haben.

Unglaublich: Seine Bekannte Katja M. saß auch im Auto. Laut Anklage verbot sie Jessica, das Handy zu benutzen, und erläuterte der hilflosen Frau, was ihr nun bevorstehe. Die Kellnerin muss sich daher wegen Beihilfe verantworten.

Zur Sache schweigen die Angeklagten. Der gebürtige Iraner mit dem akkuraten Haarschnitt, der kurz mal studiert hatte, wirkt ganz leutselig. Der Eindruck trügt jedoch: Erst 2008 für Versicherungsbetrug verurteilt, sitzt er gegenwärtig wegen eines Drogendelikts in U-Haft.

Sein Verteidiger Andreas Lubitz ist indes überzeugt: Jessica H. hat freiwillig mit ihm geschlafen - möglicherweise um gegen Sex ihre Schulden "auszulösen". Weil sie bei der polizeilichen Vernehmung unglaubwürdige Aussagen gemacht habe, beantragte er gestern zudem ein psychiatrisches Gutachten.

Heute soll sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen werden. "Sie leidet unter furchtbaren Ängsten", sagt ihre Anwältin.