Verlockend, was da auf dem Handy stand: Partner gesucht? Oder ein Flirt? Wegen millionenfacher Abzocke mit betrügerischen Flirt-SMS hat die Kieler Staatsanwaltschaft gestern Anklage gegen zehn Hauptbeschuldigte erhoben.

Kiel. Gegen weitere 206 Beschuldigte wurden gesonderte Ermittlungsverfahren eingeleitet, teilte Oberstaatsanwalt Uwe Wick, mit. Die Hauptbeschuldigten sollen als Betreiber von gebührenpflichtigen SMS-Chats über Lock-Botschaften seriöse Partnerschaftsangebote vorgetäuscht und pro Antwort-SMS 1,99 Euro kassiert haben. Dabei seien rund eine Million Handy-Besitzer abgezockt worden. Der Schaden belaufe sich auf rund 57 Millionen Euro.

Die Ermittler fassten die Strafvorwürfe gegen die Hauptbeschuldigten auf jeweils über 200 Seiten zusammen. Vier von ihnen sitzen seit Dezember 2008 in Untersuchungshaft. Nach Erkenntnissen der Kieler Ankläger ist es bundesweit das erste Verfahren, bei dem Betreiber virtueller Kontaktmärkte wegen Betrugsvorwürfen inhaftiert wurden.

Die Angeschuldigten sollen ihren Kunden vermeintlich seriöse Möglichkeiten zu Beziehungen oder Partnerschaften mit anderen Teilnehmern angeboten haben. In Wahrheit hätten aber statt vermeintlicher Traumpartner ausschließlich angestellte Animateure die SMS-Chats betrieben und mit gefälschten Profilen angeblich kontaktsuchender Personen geantwortet.

Dass das Geschäft brummte, zeigten die fast 30 Millionen SMS, die auf die Lock-Angebote an die Beschuldigten geschickt wurden.