Bis 1967 war das markante Gebäude direkt an der Elbe bewohnt, seine Zukunft ist ungewiss.

Hamburg. Oft schon ist der weiße Turm Motiv von Hamburger Landschaftsmalern gewesen. Ein markantes Gebäude direkt an der Elbe, eine Art Außenposten im scheinbaren Niemandsland vor der Haseldorfer Marsch: Seit dem 18. Jahrhundert leuchten die Lampen des Leuchtturms Juelssand auf den Strom hinaus und gelten damit als ältestes erhaltenes Leuchtfeuer an der Unterelbe.

Doch möglicherweise wird das Lichtsignal demnächst abgeschaltet, und dem Turm mit dem angegliederten, aber seit Langem leer stehenden Wohngebäude steht eine ungewisse Zukunft bevor. Auch ein Verkauf des historischen Leuchtturms ist möglich. "Wir prüfen derzeit, ob das Signal aus nautischer Sicht noch benötigt wird", sagt eine Sprecherin des Wasser- und Schifffahrtsamts Hamburg. Sollte das Leuchtfeuer nicht mehr notwendig sein, müsse natürlich über die weitere Nutzung nachgedacht werden. Zwar gebe es noch keine Verkaufspläne, doch ausgeschlossen sei eine solche Option nicht. Das Amt müsse sich dann überlegen, wozu es den Turm noch unterhalten solle, so die Sprecherin.

Tatsächlich ist eine Abschaltung des Leuchtfeuers eher wahrscheinlich. "Aus nautischer Sicht ist Juelssand keine große Hilfe mehr", bestätigt Michael Nicolaysen, stellvertretender Ältermann der Elblotsen. Die Industrieanlagen am gegenüberliegen Stader Ufer würden das weiße Licht des Turms stark überstrahlen, zudem gebe es mittlerweile viele andere Orientierungspunkte. Aber aus Sicht des Denkmalschutzes müsse der Turm unbedingt erhalten werden, sagt der Lotse. "Wir würden es begrüßen, wenn man den Turm nachts beispielsweise anstrahlen würde."

Denn nicht nur für Hobby-Skipper, sondern auch für Berufsseeleute sei der markante Turm mehr als nur ein einfaches Seezeichen. "Oft werden wir an Bord von Schiffen gefragt, was für eine Gebäude das sei, ob es vielleicht eine kleine Kapelle ist."

Wie auch immer die Zukunft des historischen Leuchtturms aussehen wird, er wäre längst nicht der erste an der Elbe, dessen Licht abgeschaltet ist und der neu genutzt wird. Bereits Ende der 50er-Jahre wurden viele alte Leuchttürme an der Elbe ersetzt und abgerissen, sagt der Neu Wulmstorfer Leuchtturm-Hobbyhistoriker Hans Helge Staack. Später seien solche überflüssigen Leuchttürme auch neu genutzt worden.

Aktuell plant das Wasser- und Schifffahrtsamt beispielsweise den Verkauf des ebenfalls markanten und beliebten Leuchtturms Mielstack nahe der Lühe-Mündung. Das Unterfeuer Mielstack, so die korrekte Bezeichnung, wurde aus nautischen Gründen ersetzt. Der Turm ist allerdings schon länger bewohnt und liegt gut erreichbar nahe einer Straße. Die Kuppel mit den starken Signallampen soll allerdings demnächst abgebaut werden, damit für die Schifffahrt eine Verwechselung mit anderen Leuchttürmen ausgeschlossen ist, so das Schifffahrtsamt.

Ungleich komplizierter als an der Lühe-Mündung wäre allerdings eine neue Nutzung des weißen Leuchtturms von Juelssand. Ursprünglich war die Landzunge an der Elbe sogar einmal eine bewohnte Insel, die im 17. Jahrhundert in Urkunden erstmals erwähnt wurde. Bis in die 1990er-Jahre wurde dort noch gewohnt, bis ein Feuer das letzte Wohngebäude zerstörte. Der einsam gelegene Leuchtturm selbst wurde bis 1967 von einer Leuchtturmwärterfamilie bewohnt. Heute ist die ehemalige Insel mit dem Land verwachsen und Teil eines Naturschutzgebietes. Der 16 Meter hohe Turm und das leer stehende Gebäude sind auf dem Landweg daher nur sehr schwer und mit Sondergenehmigung durch den Naturschutz zu erreichen. Zudem macht laut Wasser- und Schifffahrtsamt die Lage unmittelbar an der Elbe eine technische Unterhaltung der davor liegenden Uferbauten sehr viel teurer.

Dennoch gibt es offensichtlich immer wieder Liebhaber, die hohe Preise zahlen. "Für jeden Leuchtturm gibt es einen Millionär, der viel zahlen würde", sagt etwa der Hamburger Leuchtturm-Experte Frank Toussaint von der Interessengemeinschaft Leuchtfeuer, die sich für den Denkmalschutz von alten Leuchttürmen einsetzt. Sollte der Leuchtturm Juelssand eines Tages tatsächlich verkauft werden - es wäre wünschenswert, dass eine Kommune oder eine andere öffentliche Institution ihn übernehmen und in Verbindung mit einem Förderverein betreiben würde. Toussaint: "Ein solches Modell hat sich schon oft bewährt, um Leuchttürme zu erhalten."