Sein Slogan lautet: “Ein richtig guter Ministerpräsident.“ Angriffe gegen HSH-Chef Nonnenmacher und Vattenfall.

Lübeck. Die SPD Schleswig-Holstein zieht mit demonstrativer Geschlossenheit in die ihr von der CDU aufgezwungene Landtagswahl. Knapp 90 Prozent der Delegierten wählten am Freitagabend den Landesvorsitzenden Ralf Stegner zum Spitzenkandidaten. Der muss sich zwar mit dem Vorwurf herumschlagen, er habe durch ständige Querschüsse zum Bruch der Großen Koalition beigetragen. Auf dem Parteitag in Lübeck aber dominierte ganz eindeutig die Wut über den dann doch unerwarteten Rausschmiss der vier sozialdemokratischen Kabinettsmitglieder durch Regierungschef Peter Harry Carstensen (CDU). Stegner selbst war nach der Abstimmung die Erleichterung anzusehen.

Schon der Einzug des Kandidaten Stegner in die Halle war eine klare Botschaft. Aus den Lautsprechern dröhnte die WM-Hymne aus dem Jahr 2006 von Herbert Grönemeyer: "Zeit, das sich was dreht". Danach machte der Bundesvorsitzende Franz Müntefering den mehr als 100 Delegierten Mut für die zeitgleiche Wahl von Bundestag und Landtag. Die anderen Parteien, so seine Botschaft, hätten ihre Möglichkeiten bereits ausgereizt "aber wir haben noch viel Potenzial". Und wie "der Ministerpräsident Carstensen" die Weichen gestellt habe für die Neuwahl, das sei "hart an der Grenze zur Beugung der Demokratie" gewesen. Und wohl, um dem Kandidaten in schweren Zeiten Mut zu machen, blieb Müntefering dann noch vor Ort, beklatschte auf dem Podium eifrig die Bewerbungsrede des Kandidaten.

Auf die schlechten Umfragewerte der SPD ging Stegner mit keinem einzigen Wort ein, punktete schnell mit Angriffen auf seinen Kontrahenten, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen. Stegner lobte die gute Arbeit der vier SPD-Minister in den vergangenen Jahren, kam dann zum "stil- und würdelosen, ja feigen Rausschmiss" dieser Minister durch Carstensen, organisiert "wie eine Räumungsklage" mit lediglich gespielter Betroffenheit: "Die Menschen in Schleswig-Holstein wissen: So was tut man nicht." Dann steht der Saal - und beklatscht mit dem Kandidaten demonstrativ die Ex-Minister auf dem Podium. Die Distanz der vier zu Stegner in den vergangenen Jahren ist Geschichte.

Und was nun den Streit um die Millionenzahlungen an den HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher angeht, die letztlich das Scheitern der Großen Koalition einleitete, so ist das für Stegner ein "Skandal", der Folgen haben soll. Wenn die SPD die Wahl gewinnt, "dann ist Nonnenmacher die längste Zeit Chef der HSH Nordbank gewesen".

Aber die Abrechnung mit der CDU blieb kurz: ob kostenlose Kindertagesstätten und Mindestlöhne, gerechtere Bildungschancen und Klimaschutz - der Kandidat präsentierte sich und die SPD als starken Anwalt der kleinen Leute. Es geht laut Stegner um einen Gegenentwurf für die "konservative Aussortiermentalität". Das Kernkraftwerk Krümmel solle nie wieder ans Netz gehen, nicht nur wegen der Störungen, sondern - mit Blick auf Vattenfall - auch "wegen eines Betreibers, dem man nicht einmal die Aufsicht über eine Pommesbude anvertrauen würde".

Als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, zeigte eine Riesenleinwand das Bild des Kandidaten mit dem Slogan: "Ein richtig guter Ministerpräsident". Es gab noch einmal kräftig Beifall und Musik, dann aber leerte sich der Saal schlagartig: Bereits um 20.30 Uhr sollte schließlich der Parteiabend beginnen.

Da konnten die Delegierten dann noch einmal versuchen aufzuarbeiten, wie es der CDU unter Carstensen gelingen konnte, der SPD die zeitgleiche Wahl von Bundestag und Landtag am 27. September aufzuzwingen.