Die Abschaltung gleich dreier deutscher Kernkraftwerke innerhalb weniger Tage ist im Bundestagswahlkampf Wasser auf die Mühlen der atomkritischen Sozialdemokraten.

Geesthacht. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) wertete die Vorkommnisse als "außerordentlich beunruhigend": "In allen drei Atomkraftwerken gibt es Probleme im Bereich der Maschinentransformatoren, obwohl alle drei Anlagen kurz zuvor in der Revision waren oder umfassend saniert wurden."

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) warnte jedoch im Hamburger Abendblatt vor einer Dämonisierung der Atomkraft. "Wer will, dass Deutschland bei der Energieversorgung eine vernünftige Perspektive hat, darf die Kernkraft nicht verteufeln." Es sei "verantwortungslos, die Pannen in Krümmel für Propaganda zu nutzen", sagte die CDU-Vizevorsitzende.

Der fast zwei Jahre lang stillgelegte Pannen-Reaktor in Krümmel hatte sich Anfang Juli wenige Tage nach dem Wiederanfahren infolge eines Kurzschlusses selbst abgeschaltet. Am Freitag schaltete sich dann das Atomkraftwerk im emsländischen Lingen nach einem Zwischenfall ab, und in Philippsburg bei Karlsruhe wurde zur Fehlersuche ein Reaktorblock vom Netz genommen. "Inzwischen sind sechs von 17 eigentlich noch laufenden Reaktoren vom Netz - aus Sicherheitsgründen wohlgemerkt", sagte Gabriel.