Der Mann genießt seinen Auftritt - ganz offensichtlich. Auch wenn seine Bühne der Gerichtssaal ist und am Ende statt Applaus eine Verurteilung zu einer langjährigen Haftstrafe droht.

Reiner B., der Mann, der sich einst als "König der Betrüger" selbst verherrlichte und gemeinsam mit Komplizen bei Banken Hunderttausende Euro erschlichen haben soll, redet und redet. Von seiner angeblichen Genialität bei den Betrügereien, von seinem Wunsch, Geld "umzuverteilen". Reiner B., ein Mann mit den Qualitäten eines Entertainers? Tatsächlich hören die Verfahrensbeteiligten bisweilen amüsiert zu. Bis die Richterin den 39-Jährigen zur Ordnung ruft: "Das ist hier kein Spaß!"

In der Tat. Verhandelt wird im Landgerichtsprozess über eine beispiellose Betrugstour, die sich zwei Jahre lang durch Deutschland zog. Gewerbsmäßiger Bandenbetrug in 33 Fällen wird Reiner B. zusammen mit Timo F. (37) und Jens-Uwe H. (40) vorgeworfen, eine Frau ist wegen Beihilfe angeklagt. Laut Ermittlungen haben sie unter anderem mit gefälschten Papieren bei Banken Kredite erschwindelt. Dabei sei Reiner B. von Timo F. für die Kreditgespräche gecoacht worden.

"Wir haben geglaubt, wird sind beide so schlau und so genial", sagt der Angeklagte Reiner B. jetzt vor Gericht. "Wir haben gedacht, dass wir das wirklich schaffen können. Ich habe ein Problem mit dem kapitalistischen System. Das Geld ist ungerecht verteilt." Sie hätten bei den Banken, also "im Herzen des Übels", etwas anrichten und das Geld dann "umverteilen wollen", sagt der Angeklagte. Später hätten sie das Geld dann aber für sich verbraucht. Mit Timo F. habe er die Kreditgespräche bei den Banken immer wieder geübt, oft bei einer guten Flasche Wein. 1000 Euro für sechs Flaschen hätten sie zuweilen ausgegeben. Die Kreditgespräche seien gut verlaufen. Einer der Banker sei sogar froh gewesen, "dass er endlich mal einen vernünftigen Kunden hatte", sagt der 39-Jährige nicht ohne Stolz. Er sei regelrecht entsetzt gewesen, wie leicht es gewesen sei, zum Teil 30 000-Euro-Kredite zu bekommen. Seine schauspielerische Leistung sei "so gut gewesen. Aber für das Rechtssystem war das, was wir getan haben, natürlich schlecht. Auch für mich war es schlecht, weil ich viel mehr Schuld auf mich geladen habe." Der Prozess wird fortgesetzt.