"In den Bäumen hin und her, fliegt und kriecht und krabbelt er ..."

Wilhelm Busch ließ seine Lausbuben Max und Moritz einst böse Streiche mit den - damals noch zahlreichen - Maikäfern anstellen. Dem Onkel schmuggelten sie die Krabbeltiere unter die Bettdecke, was dem Mann nicht gut gefiel. Und den Käfern nicht gut bekam. Seit Wilhelm Buschs Zeiten sind die braunen Käfer weniger geworden. Doch nun fliegen sie wieder: Nach dem anhaltend warmen Wetter sind in Norddeutschland die ersten Feld- und Waldmaikäfer aus dem Boden geschlüpft.

Die Vertreter der Blatthornkäfer mit den braunen Flügeldecken, der unterschiedlich gefärbten Behaarung (daher volksläufig auch Müller, Schuster oder Schornsteinfeger genannt) und den sechs (Weibchen) oder sieben (Männchen) Fühlerplättchen gehören zu den größten Käfern im Norden, wie Dr. Ralph Peters (33), Entomologe im Zoologischen Museum Hamburg, sagt. Das Insekt mit dem Image irgendwo zwischen Kindheitserinnerung und Pflanzenschädling unterliegt durch seine drei bis fünf Jahre Entwicklungszeit im Boden starken Populationsschwankungen. Sind die erwachsenen Tiere erst einmal geschlüpft, leben sie allerdings nur wenige Wochen.

Während die Käfer an Laubblättern fressen und kaum bleibende Schäden verursachen, machen die an Wurzeln fressenden Larven Förstern und Landwirten mehr Sorgen. "Schäden entstehen nicht nur durch den Larvenfraß, sondern auch durch Krähen und Wildschweine, die nach den Larven graben", sagt Dr. Thomas Brand (40) vom Pflanzenschutzamt Niedersachsen. So seien die Landebahn des Segelflugplatzes in Bad Zwischenahn und die Rasenfläche vor dem Landtag dadurch schon durchlöchert worden.

Dennoch: "Der Maikäfer ist attraktiv, bewegt sich langsam und hat keine Stinkdrüsen - man sollte sich freuen, einen zu finden und in Ruhe angucken zu können", sagt Peters.

Umweltverbände kritisieren währenddessen die gerade begonnene Vergiftung der Käfer am Kaiserstuhl. In einer der wärmsten Regionen Deutschlands, in der das Maikäfervorkommen besonders hoch ist, werden von Hubschraubern aus großflächig Insektizide versprüht. (cls)