Osnabrück (dpa/lni). Einmal im Jahr wird Osnabrück für ein paar Tage zum Mittelpunkt der Medienkunst-Szene. In diesem Jahr spüren die Organisatoren auf eine ganz besondere Art die weltpolitische Lage.

Das in diesem Jahr zum 37. Mal stattfindende European Media Art Festival in Osnabrück ist von dem Boykott-Aufruf „Strike Germany“ betroffen. Sowohl im Film- als auch im Ausstellungsbereich des Osnabrücker Festivals hätten Künstlerinnen und Künstler Arbeiten zurückgezogen, sagte die künstlerische Leiterin Katrin Mundt. Für das Festival sei das eine schwierige Situation. „Auf der anderen Seite ist es ein derartig präsentes und wichtiges Phänomen, dass wir darauf auch im Festival eingehen möchten.“ Daher werde der Boykott-Aufruf in Form eines Diskussions-Panels aufgegriffen, an dem Künstlerinnen, Künstler und Theoretiker teilnehmen sollen, die zum Teil selber im Streik sind. Auch eine Teilnehmerin der festivalbegleitenden Ausstellung sei im Streik. Sie zeige ihr Werk nicht, sei aber im Panel vertreten.

Eine ganze Reihe von Teilnehmenden würden wegen des Streiks zwar nicht ihre Arbeiten zeigen, seien aber persönlich anwesend, sagte Mundt. Das Festival wolle den Versuch machen, darüber zu sprechen, wie in Deutschland mit bestimmten politischen Positionen umgegangen werde.

Der Aufruf namens „Strike Germany“ richtet sich an internationale Kulturschaffende. Hintergrund ist die deutsche Haltung im Nahost-Konflikt. Es wird unter anderem der Boykott von Veranstaltungen deutscher Kultureinrichtungen gefordert.

Unter anderem soll der auf der Berlinale ausgezeichnete palästinensisch-israelische Dokumentarfilm „No Other Land“ über die Siedlungspolitik in der West-Bank gezeigt werden. Wegen Drohungen gegen die Filmemacher würden diese nicht nach Osnabrück kommen, sagte Mundt. „Das ändert nichts daran, dass wir es wichtig finden, diesen Film zu zeigen, und das, soweit es geht, losgelöst von der Skandalisierung, die stattgefunden hat in der Folge der Berlinale.“

Das übergeordnete Thema des diesjährigen Media Art Festivals lautet „Feelers, Sensors“ (Fühler, Sensoren). Dabei gehe es um die Frage, welche Rolle die Sinneswahrnehmung für das menschliche und nicht menschliche Erleben der Welt einnimmt, aber auch darum, auf welche Weise etwa Künstliche Intelligenz Wahrnehmung und Interaktion mit unserer Umwelt verändern. Online-Kommunikation und neue Technologien verändern die Art und Weise, wie wir über unsere Sinne miteinander in Kontakt treten. Zugleich ermöglichten Begegnungen im physischen Raum, etwa bei Demonstrationen oder Gruppenmeditationen, das gemeinsame Erleben von Erfahrungen und Empfindungen, heißt es im Programm zum Festival.

An den fünf Festivaltagen stehen rund 100 Filme auf dem Programm. Die begleitende Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück ist gut vier Wochen zu sehen. Die von Ina Seidler kuratierte Schau präsentiert zehn Installationen. Auch Hochschulen sind vertreten: Neben Studierenden der Universität Osnabrück präsentieren auch Vertreterinnen und Vertreter der Kabelvag School of Moving Images aus Norwegen, der Kunstakademie KASK aus dem belgischen Gent und der Kunsthochschule für Medien aus Köln einige Arbeiten.