Hannover (dpa/lni). Texte, Bilder und selbst Lieder können heute in Sekundenschnelle mit KI-Programmen erstellt werden. Wie wirkt sich das auf die Schulen in Niedersachsen aus?

Lehrkräfte und Schüler in Niedersachsen beschäftigen sich zunehmend mit Künstlicher Intelligenz, kurz KI. So haben seit Januar 2023 bereits fast 15.000 der rund 70.000 Lehrkräfte an Fortbildungen mit KI-Bezug teilgenommen, wie das Kultusministerium auf Anfrage mitteilte. Hinzu kämen weitere Pädagogen, die digitale Selbstlernkurse zu dem Thema belegten. „Diese Kurse sind gegenwärtig sehr stark nachgefragt und bieten den Lehrkräften viel Unterstützung“, sagte ein Ministeriumssprecher.

Angeboten habe das Land in dieser Zeit sogar noch deutlich mehr Plätze - möglich gewesen wäre die Teilnahme an Weiterbildungen für mehr als 39.000 Lehrkräfte. Neben Online-Vorträgen und webbasierten Workshops fanden die Fortbildungen als Tagungen und Veranstaltungen in Präsenz statt, bei denen teils auch die Ministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) aktiv mitgewirkt habe.

„Wir sehen, dass seit dem Aufkommen von ChatGPT und anderen KI-Plattformen das Interesse seitens der Schülerschaft sowie der Lehrkräfte deutlich zugenommen hat“, sagte der Sprecher weiter. „ChatGPT und künstliche Intelligenz können Schule und Unterricht definitiv bereichern. Solche Programme können Impulse geben und dazu anregen, auch mal um die Ecke zu denken, aber sie sind natürlich kein Ersatz für das eigene Wissen. Am Ende ist es ein Werkzeug wie in Mathematik der Taschenrechner.“ ChatGPT ist ein KI-Chatprogramm.

Was aber, wenn Schülerinnen und Schüler darüber nachdenken, ihre nächste Hausarbeit mithilfe von KI zu schreiben? Dazu erklärte das Ministerium: „Einerseits muss es darum gehen, sich Aufgabenstellungen zu überlegen, für die sich ChatGPT nicht eignet. Gleichzeitig ist es wichtig, dort, wo das Programm genutzt werden könnte, aufzuzeigen, wie es eingesetzt werden darf. Der Einsatz muss dann beispielsweise wie bei Quellennachweisen kenntlich gemacht werden.“

Das Lernen mit KI sei allerdings eher etwas für höhere Jahrgänge, etwa ab Klasse sieben, und nicht etwa schon für die Grundschule, gab das Ministerium zu bedenken. „Dort geht es ja vor allem um Lesen, Schreiben und Rechnen. Beim Erlernen dieser Grundkenntnisse würde ein KI-Programm überfordern“, sagte der Sprecher.

Ähnlich sieht es die Bildungsgewerkschaft GEW. „KI ist ein Thema in Schulen, es ist aber wichtig, dass vor allem in der Primarstufe zunächst die Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt werden“, sagte GEW-Landeschef Stefan Störmer. Ohne diese Kompetenzen würden Schülerinnen und Schüler abgehängt.

Künstliche Intelligenz in der Bildung dürfe zudem nicht nur ein Werkzeug, sondern müsse auch Lerngegenstand sein – „von der dahintersteckenden Technik bis zu gesellschaftlichen Auswirkungen“, sagte Störmer. „Wir brauchen ein Kontrollorgan, das den Wahrheitsgehalt, die Überprüfbarkeit und Haftbarkeit sicherstellt: Stimmt das, was die KI schreibt? Wie überprüfe ich es?“

Mit Blick auf die Weiterbildung der Lehrkräfte sagte der Gewerkschafter, die schnelle Entwicklung der KI erzeuge einen enormen Druck, ein flächendeckendes Weiterbildungsangebot für dieses Thema zu schaffen: „Es reicht nicht aus, nur die Nutzbarkeit der Systeme zu vermitteln, auch die damit verbundenen Veränderungen im Lehr- und Lernprozess müssen mitgedacht werden.“

Der Philologenverband Niedersachsen hatte zuletzt kritisiert, die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften komme bei den Kultusministern der Länder derzeit viel zu kurz. Als Beispiel hieß es, Fortbildungen zum Einsatz von KI im Unterricht mit weniger als 100 Plätzen für alle niedersächsischen Lehrkräfte anzubieten, sei weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein.