Weil sie nicht abtreiben wollte, soll ein 23-Jähriger seine im sechsten Monat schwangere Ex-Freundin fast getötet haben. Mit einem Komplizen steht er nun vor Gericht.

Lüneburg. Nach rechts will Yvonne nicht gucken. Dort sitzen die beiden Männer, die sie am 31. August 2013 brutal verletzt und fast getötet haben. Als Yvonne im sechsten Monat schwanger war. Seit Donnerstag müssen sich ein 23-Jähriger und ein 22-Jähriger wegen versuchten Mordes, versuchten Schwangerschaftsabbruchs und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Lüneburg verantworten.

Mit einem Baseballschläger sollen die Männer auf die 19-Jährige eingeprügelt, der Ältere sie anschließend so lange gewürgt haben, bis sich das Opfer bewusstlos gestellt hat. Die Schwangere und das ungeborene Kind haben die Attacke überlebt, eine Spaziergängerin fand die Verletzte und rief einen Krankenwagen. Die körperlichen Wunden sind mittlerweile geheilt, das Baby geboren und gesund. Am Donnerstag begann der Prozess.

„Haben Sie Kinder?“ Auf die Frage des Richters hebt Maximilian Otto D. die Schultern und schließt kurz die Augen. Er beißt die Lippen aufeinander, kein Wort kommt heraus. Der gebürtige Hamburger lebte in Schwarzenbek, bis die Polizei ihn am 1. September in der Wohnung seiner Freundin festnahm. Groß gewachsen, schmal und unsicher sitzt er jetzt im Anzug vor Gericht, antwortet immer wieder mit Sätzen wie: „Daran kann ich mich nicht erinnern.“ „Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht.“ Er gibt an, dass er gemeinsam mit seinem Bekannten Michel, 22, für einen Schwangerschaftsabbruch bei seiner Ex-Freundin sorgen wollte. Denn die wollte das Kind nicht abtreiben. Er selbst war jedoch in einer neuen Beziehung und habe sich laut Staatsanwaltschaft mit der Kindesmutter keine Partnerschaft vorstellen können.

Sein Bekannter habe ihm erzählt, ein Schwangerschaftsabbruch würde mit Gewalteinwirkung auf den Bauch funktionieren. Er gibt auch zu, die junge Frau gewürgt zu haben, als sie um Hilfe schrie und auf dem Boden lag. Töten habe er sie aber nicht wollen.

Der Komplize, in Kurzarmhemd, Jeans und Turnschuhen vor Gericht, erzählt eine andere Geschichte. Er habe nur eine Stalkerin erschrecken wollen, die seinen Freund genervt habe, damit die beginne ihn zu hassen und in Ruhe lasse. Dass er das Opfer selbst kennt und die junge Frau schwanger war, will er nicht erkannt haben. „Ich sollte nur mit dem Teil herumfuchteln und habe sie aus Versehen getroffen“, sagt der Angeklagte. „Ich hatte nie vor, eine Straftat zu begehen.“

Mit multiplen Prellungen, Brüchen, Abschürfungen und Lähmungen hat die Schwangere drei Tage auf der Intensivstation gelegen, anschließend mehrere Tage in einer psychiatrischen Klinik verbracht.

Die beiden Männer haben sich bei ihrem Opfer vor ihrer Zeugenaussage vor Gericht für ihre Tat entschuldigt. Der Jüngere bot die Zahlung von Schmerzensgeld an. Reagiert hat die junge Frau auf die Worte ihrer Peiniger nicht. Der Prozess wird fortgesetzt.