Polizei nimmt Verdächtigen nach Sexualverbrechen fest. Zuvor waren Videobilder von zwölf Kameras rund um den Tatort im Parkhaus ausgewertet worden.

Emden. Hoffnung in Emden: Ist der Mörder der elf Jahre alten Lena gefasst ? Drei Tage nach dem Mord an dem Mädchen bestätigte die Polizei am späten Dienstagabend: "Wir haben einen Verdächtigen festgenommen." Der Mann sei in Emden gefasst worden, sagte eine Polizeisprecherin. Weitere Angaben wollte sie nicht machen. "Wir werden das in Ruhe abarbeiten. Mehr kann ich dazu heute nicht sagen."

Für viele Menschen in Emden war es eine erlösende Nachricht. Der Mord an der kleinen Lena hatte die ganze Stadt in einen Schockzustand versetzt. Die Elfjährige war am Sonnabendnachmittag mit einem gleichaltrigen Freund zum Entenfüttern aufgebrochen. Am Abend fand man ihre Leiche in einem Parkhaus. Die Polizei sprach von einem Sexualverbrechen und wertete die Aufnahmen der zwölf Überwachungskameras im und am Parkhaus aus.

Gestern Nachmittag dann ein erster Erfolg. Die Polizei veröffentlichte ein Video im Internet, auf dem ein dunkel gekleideter Mann zu sehen ist, wie er allein durch das Parkhaus geht - möglicherweise der Täter. Sein Gesicht ist auf den Bildern nicht zu erkennen. Dennoch hofften die Ermittler, dass Bekannte des Mannes ihn anhand der Aufnahmen identifizieren könnten. War das die entscheidende Spur?

Der Tod des Mädchens hatte Tausende Menschen in Emden und Ostfriesland tief berührt. Viele legten vor dem City-Parkhaus Blumen nieder. Oberbürgermeister Bernd Bornemann (SPD) wertete es als gutes Zeichen, dass derart viele Menschen ihr Mitgefühl gegenüber der Familie des Opfers gezeigt hätten. "Ich verstehe auch die Angst der Eltern, dass ihrem Kind etwas geschehen könnte", sagte er. Das Ereignis sei traumatisch für die ganze Stadt. Am Montagabend hatten sich rund 1500 Menschen vor dem Bahnhof zu einer spontanen Schweigeminute getroffen. Anschließend waren sie zu dem Tatort gelaufen und hatten dort Kerzen entzündet. Viele äußerten sich fassungslos, dass es in der Kleinstadt mit 50 000 Einwohnern zu einem Mord an einem Kind gekommen sei. Schockierend sei auch, dass der Täter mitten in der Stadt und noch in Sichtweite der Polizeistation das Kind getötet hatte.

Emden plant Trauerfeier für das getötete Mädchen

Die Familien des Opfers und des Jungen werden derzeit von Helfern betreut. Voraussichtlich wird es in den kommenden Tagen eine Trauerfeier für das getötete Mädchen geben. Ort und Zeitpunkt stehen noch nicht fest.

Nach Erkenntnissen der Polizei hatte das Mädchen mit einem ebenfalls elfjährigen Nachbarsjungen am Sonnabend gegen 17 Uhr das Elternhaus verlassen. Beide waren mit einem Fahrrad unterwegs. Ob später beide auf den Täter trafen oder nur das Mädchen, ist noch nicht klar. Aus der Vernehmung des unter Schock stehenden Jungen konnte sich die Polizei nur ein lückenhaftes Bild machen. Fest scheint zu stehen, dass der Junge mit seinem Fahrrad allein nach Hause gefahren war und seiner Mutter davon berichtete, dass seine Freundin "plötzlich weg" war, sagte Werner Brandt, Leiter der Mordkommission. Die Mutter des Jungen alarmierte daraufhin die Mutter von Lena, die zusammen mit dem Vater des Mädchens auf die Suche ging. Am Parkhaus baten sie schließlich den Wachmann um Hilfe. Angeblich hat die Mutter ihre Tochter leblos gefunden.

Zunächst soll der Schutz der Eltern gewahrt werden

"Wir wollen den Weg des Mädchens möglichst genau nachzeichnen. Jedes Detail ist für uns interessant", sagte Brandt. Deshalb bittet er um Informationen aus der Bevölkerung. "Wir wollen so viele Hinweise wie möglich." Möglicherweise wird die Polizei heute Details zu der Festnahme des Verdächtigen bekannt geben.

Brandt versicherte, dass alle eingesetzten 40 Beamten mit höchster Motivation an der Aufklärung arbeiten. Die "Emder Zeitung" zitiert einen Beamten aus der Polizeiführung: "So eine Tat hat es hier seit Jahrzehnten nicht gegeben." Zwar seien auch in Emden Tötungsdelikte zu beklagen gewesen, aber nicht in dieser Dimension.

Mit Material von dpa und dapd