Hamburg. Sie haben weiter mit hohen Kosten und einer sinkender Nachfrage zu kämpfen. Dennoch rechnen norddeutschlands Händler und unternehmensnahe Dienstleister laut einer Umfrage mit einer leichten Besserung.

Norddeutschlands Groß- und Außenhändler sowie unternehmensnahe Dienstleister haben laut einer Umfrage weiter mit hohen Kosten und sinkender Nachfrage zu kämpfen, erwarten aber eine leichte Stabilisierung der Lage. So verzeichneten im ersten Quartal 51 Prozent der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Umsatzrückgang, wie der AGA Unternehmensverband am Mittwoch in Hamburg mitteilte. 23 Prozent gaben demnach einen gleichbleibenden Umsatz an. 53 Prozent bezeichneten ihre Gewinne als befriedigend, 18 Prozent als gut.

Für die kommenden sechs Monate erwarten den Angaben zufolge 54 Prozent der norddeutschen Unternehmen gleichbleibende Umsätze, 25 Prozent jedoch eine weitere Verschlechterung. Eine konstante Gewinnlage erhoffen sich 59 Prozent der Unternehmen, 34 Prozent rechnen mit einem Rückgang.

An dem Wirtschaftstest nahmen den Angaben zufolge vom 1. März bis zum 5. April rund 110 Mitgliedsunternehmen teil. Sie bildeten einen repräsentativen Querschnitt der 3500 Mitgliedsfirmen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

„Die Teuerungsspirale scheint gestoppt zu sein. Das ist positiv, lässt insbesondere die Außenhändler aber nur kurz verschnaufen“, sagte AGA-Präsident Hans Fabian Kruse. Denn Regulierung und Bürokratie würden immer schlimmer. „Durch die Weitergabe von Berichtspflichten wird die EU-Lieferkettenrichtlinie kleine und mittelständische Unternehmen mit voller Wucht treffen.“ Um einen Bürokratie-Burnout zu verhindern, müssten die Berichtspflichten aus dem nationalen Lieferkettengesetz weichen. „Parallel sorgen sich die Außenhändler um zunehmende Handelshemmnisse und Protektionismus, während die Huthi-Angriffe im Roten Meer die Lieferketten seit Monaten beeinträchtigen.“

Nach AGA-Angaben sind die Umsätze im Norden im ersten Quartal 2024 nominal, also ohne Inflation, um 3,7 Prozent gesunken - real, also unter Einbeziehung von Preisänderungen, um 4,4 Prozent. In Hamburg sank der Umsatz demnach real um 4,1 Prozent, in Schleswig-Holstein um 4,7 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern um 2,3 Prozent und in Niedersachsen um 2,3 Prozent. Lediglich in Bremen sei er um 2,3 Prozent gestiegen.

„Es klingt paradox: Obwohl die wirtschaftliche Situation schwierig ist, suchen Händler und Dienstleister Arbeitskräfte und stellen ein“, sagte AGA-Hauptgeschäftsführer Volker Tschirch. So hätten 71 Prozent der befragten Unternehmen Anfang des Jahres angegeben, auf der Suche nach Fach- und Arbeitskräften zu sein. Die durchschnittliche Suchdauer betrage 13,9 Wochen bei 5,1 offenen Stellen - nach 15,2 Wochen und 6,2 offenen Stellen im Vorjahreszeitraum.